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In a State of constant Flux

Der Winter ist schlecht für die Reaktionsgeschwindigkeit. Und nachdem diese Website recht exoterm ins neue Jahr gekommen ist, folgte darauf bislang nicht viel. Das ärgert mich, wäre aber schlimmer, wenn nicht so viel Schönes in der Warteschlange an die Oberfläche wäre. Es folgt in den nächsten Tagen und Wochen, wenn das Eis schmilzt und die Betonflächen wieder in der Sonne glitzern. Bis dahin schon einmal dieses:

Ich habe ein Plakat beigetragen, für die aktuelle Ausgabe des kleinen, aber schönen Batterie-Magazin. Die Ausgabe 19 erscheint als Loseblattsammlung mit 12 Plakaten im Plotdruck auf dünnem Tonpapier in drei verschiedenen Farben. Das Thema ist Leere/Emptiness. Ich habe die Einladung zum Anlass genommen, mich an meinem aktuellen Lieblingsbegriff Void abzuarbeiten. Das Poster enthält sechs Definitionen des Begriffs von Popkultur bis Astrophysik sowie den folgenden Text.

rely on context rather than relativity, on situated objecticity rather than unicersal objecticity, and on the creation of meaning through play between constructions of informational pattern and reductions to randomness of on-off switches, which are the foundation of digital binary systems.

Entschuldigung, ich konnte nicht anders.

Stay Asleep / Walls


Das schöne Gefühl leerer Ausstellungsräume (bevor die Exponate geliefert werden); verstanden als Einrichtungsmaxime.

Schimmer

In der Wirklichkeit ist der Winter eine miese Idee. Die Fußwege durch das verschneite Hamburg sind anstrengend, kein Paar Schuhe ist fest genug. Wo man gehen kann, ist der Schnee nicht einmal weiß, er ist braun, und Eis ist farbloser Matsch. Glücklicherweise gilt das nur für die Wirklichkeit und nicht für die Nacht. Nicht für den Weg nach Hause im Dunklen mit Black Noise in den Ohren, der neuen Platte des großen Musikers Pantha du Prince.

Dann wünscht man sich, der Winter würde nie enden. Man wünscht, die Schichten urbanen Schnees würden sich verhärten zu Gletschern. Das Knirschen des frischen Niederschlages soll ewig unter den Schuhen knirschen. Diese Platte ist gemacht für den Winter, mit seiner beständigen Spannung zwischen Innen und Außen, zwischen Wärme unter dem Parka und Kälte an Händen und Nasenspitze. Pantha du Prince schichtet Sounds aufeinander, die fern klingen, wie verschüttete Felsen unter dem Schnee der Stadt. Darüber Kristalle und Eisflächen, klar, kalt und präzise. Fernes Glimmern und tiefes Schaben. Wärme und Eiseskälte zugleich, in einem Track.

Es ist schwer, sachlicher über diese Platte zu schreiben, die eine aktuelle Umgebung und ihr Gefühl so gut abbildet. Die mit Behind the Stars den dunkelsten und besten Moment im Club stellt, obwohl sie bei Stick to my Side liebevoller klingt als alle dänischen Indiebands zusammen. Sie ist ein Entwurf von Posttechno, oder Die Fortsetzung der Romantik mit den Mitteln von Techno, wie es die Spex ausgedrückt hat. Sie ist abstrakte, elektroakustische Musik. Sie ist in erste Linie: hinreißend.

Wie von ihrem Urheber gewohnt, endet Black Noise nicht mit der Musik. Das Artwork, die Pressefotos, das Auftreten im Club sind ebenso kühl wie konsistent. Angewandte Kunst im besten Sinne. Wer in irgendeiner Form etwas für Musik übrig hat, sollte sich das anhören (Stream) und ansehen. Es ist die erste Platte des Jahres.