electricgecko

Februar

Das ewige Nachdenken über die Zukunft! Neue Nanowerkstoffe und Lösungen für die Kommunikationsprobleme folgender Generationen denken sich nicht selbstständig aus, und die Miesere mit dem Klima mag auch noch nicht von der To-Do-Liste verschwinden. Um so angenehmer, wenn man sich zumindest nach Feierabend entspannenden Zerfallsgedanken widmen kann. Dystopien bieten eine willkommene Abwechslung. Bereits fertige Dinge kaputtdenken, das geht leicht und funktioniert auch auf der Couch. Bleibt der Geistesblitz aus, darf alles auch mal irgendwie auseinanderfallen.

Die Frage, was mit der Erde passiert, wenn all die Leute nicht mehr vorhanden sind, ist nur die Startoperation. Wölfe im Central Park, erodierende Glasfassaden, löwenbezahnte Autobahnen. Wohin mit all dem Plunder?

Die Tristesse von Morgen schon heute – die Gegend um Tschernobyl macht es vor. Seit der Katastrophe lässt sich in der Umgebung des alten Reaktors beobachten, was mit Infrastruktur und Zivilisationsmaterie passiert, wenn sie keiner mehr bewohnt, aufräumt und gelegentlich neu streicht. Hallenbad, Freizeitpark, Monumente – die Dinge verwandeln sich zurück in Natur. Architektur und Zivilisationsobjekte haben diesem Prozess weitaus weniger entgegen zu setzen, als man annehmen würde. Die Serie Life after People des History Channel geht von einigen tausend Jahren aus; bis dahin sollten die meisten Dinge das leidige Existieren aufgegeben haben. Abgesehen von wirklich monumentalen Strukturen (Pyramiden und ähnliche Größenwahnsinnigkeiten) werden sich wohl Gebäude aus den Chefmaterialien Glas und Stahl halten. Immerhin, na also: ein später Triumph der Moderne. Die Tiere werden die neue Situation übrigens unterschiedlich gut aufnehmen. Doch wir können aufatmen: die Katzen kommen durch.

Das komplette Pripyat-Set von Dazzababes gibt es bei Flickr. Das Thema wurde außerdem ausführlich im rumdherum exzellenten Space Collective behandelt. Dort lässt sich zumindest ein wenig Zeit mustergültig vernichten.

Als Begriff der Physik liegt Horror Vacui, die Angst vor dem Nichts, gemeinsam mit anderen schillernden Vorstellungen (Gegenerde, N-Strahlen) inzwischen auf dem nicht eben kleinen Kurioses-Stapel der Wissenschaftsgeschichte. Super Auskennerwissen, soweit.

Einer der größten zeitgenössischen Generalauskenner ist Shaun Inman, vor allem in den Disziplinen Javascriptzauberei, Webgestaltung und Unfassbar Gute Applikationen Produzieren.1 In Kürze erscheint sein erstes Spiel namens Horror Vacui (und zwar für das iPhone beziehungsweise den iPod Touch). Wie gewohnt hat sich Shaun Inman dazu einige wenige, aber genau die richtigen Gedanken gemacht. Das Ergebnis basiert auf dem Gegensatz der Elemente Feuer und Wasser – und dem Faktor Temperatur. Simples, smartes Spielprinzip, großartiges 8-Bit-Artwork, Blindkauf.

Update: Horror Vacui liegt im App Store zum Kauf bereit.


  1. In erster Linie Mint und bald Fever