Juni
Auch wenn Computerspiele inzwischen auf einem guten Weg in die Bewertungs- und Reflexionsmechanismen der Hochkultur sind (Game Studies, Ludologie, whatever) – Bestätigung als Schauplatz audiovisueller Innovation erhalten nur wenige. Wenn, dann geht es eher um gesellschaftliche Trends oder die unvermeidlichen gewalttätigen Jugendlichen. Halt um Tron und die Sims und World of Warcraft und das ist ja auch verständlich, man kommt ja nicht um sie herum, diese Holzhämmer jedes Soziologieseminars.
Für mich dürfen die Umwälzungen auch gern mal etwas kleiner sein und sich auf innovative Looks, Gameplay-Ideen oder gute Soundtracks beschränken. Was diese Dinge angeht, ist das iPhone momentan das relevante Device. Weil es seinen Entwicklern – Prozessorupdate hin oder her – nach wie vor interessante Beschränkungen in Hard- und Software auferlegt.
Edge ist ein großartiges Beispiel, das diese Beschränkungen nutzt, um Standards zu setzen. Das geometrische Stresspuzzle etabliert einen wunderschönen, auf das Wesentliche beschränkten visuellen Stil, der das Gameplay stützt, statt es mit Effekten und Farben zu verkleben. Das Beste an Edge ist jedoch der Soundtrack – eine solche Bandbreite toller elektronischer Musik für ein Drei-Euro-Spiel ist nicht beeindruckend, das ist kurz vor unglaublich. Waviges Weltraumzeug (Voyage Géométrique
) wechselt nahtlos in vertrackte Beatskizzen (Pad
) um schließlich im straighten Chiptunes-Banger Kakkoi!
zu kulminieren. Das alles komprimiert und geradeaus auf den Punkt, eine Freude, ein Wahnsinn,
Alle 19 Tracks gibt es auf der Edge-Website als kostenlosen Download.
Wir sind weit davon entfernt, etwas so lächerliches wie ein Generationsgefühl zu haben. Aber vielleicht haben wir uns zusammengefunden, die Städte unter uns aufgeteilt und Cluster gebildet. Zirkel, gewissermaßen, und lose und enge Verbindungen. Das sind die reflexiven Strukturen, in denen wir stattfinden und die uns Halt geben. Wo wir uns gegenseitig betrachten und uns anmaßen, Relevanz zu beanspruchen.
Wie auch immer, wie Lisa es sagt ist es richtiger und treffender. Sie spricht für uns. Und ihr Text erinnert an etwas Wundervolles, das Reinhard Jellen einmal in der Uptown Strut über das Prinzip des Northern Soul geschrieben hat, über die Dreistigkeit, der Welt anzumaßen, ihr auf Augenhöhe entgegen zu blicken mit der Zuversicht, dass das Misslingen nicht einem selbst, sondern der Welt zur Schande gereicht.

Und die Wärme purer Wille
Eine Stadt aus Stahl und Schrottmetall stapft voran, zerklüftet und mechanisch. In ihren Rumpf schälen sich silberne Bahnen durch Neonlicht und Nebel, wie Shuttles oder mechanische Sandwürmer. Ihre Kontrollkonsolen sind kaputt, Kabelstränge und Platinensplitter überall. Dein Blick fällt durch gelbes Glas auf Stadtviertel, die schon vor Jahrhunderten verlassen wurden. Ein Fluss aus rostigem Wasser, das Ufer nichts als Sand und übrige Monumente. Raus aus der Bahn und über Feuerleitern eine Ebene hinab, die Luft ächzt unter elektrischer Ladung. Schweiß auf deiner Haut, Explosionen in der Ferne. Jedes Geräusch eine Gefahr, die Prachtstraße ist ein Minenfeld.
Der Weg durch Berlin, er sieht so anders aus zu Cyclotron1.