electricgecko

April

Ich sage es oft, und manchmal sage ich es mit Nachdruck – das Allerbeste an unseren fragmentierten Lebensumständen sind die weak ties, die uns immer wieder in Projekten und Vorläufigkeiten zusammenbringen. Das Allerbeste sind das rohe Talent und die Motivation und die Energie – und die Dinge, die wir uns gegenseitig daraus bauen. Eine Gruppe guter Menschen in Hamburg hat Gottlob Lenz erfunden. Und sein Zuhause, das Chez Lenz.

Denn Gottlob Lenz kehrt in seine Heimatstadt zurück, um den Frühling zu feiern – mit Freunden des Hauses. Und das sind in diesem Fall alle. Im Sinne von Ihr alle. Denn das Chez Lenz ist ein Restaurant. Es befindet sich an einem Ort, den es vorher nicht gab, der von den großartigen Personen hinter Here We Go geschaffen wurde. Das Ergebnis ist wunderschön – etwas zwischen Restaurant mit Stern, Galerie, Fertigungshalle, Kontor und Club. Es gibt Kunst aus Gottlobs Leben, gutes Essen, Sonnenuntergänge an der Elbe, Konzerte, Lesungen, DJ-Sets.

Long Story short: das Chez Lenz eröffnet am 28. April mit einer leider bereits ausgebuchten Vernissage, dem ersten Menü sowie interessanter Tischmusik von Martin Leander (Snake’n’Tiger) und mir. Anschließend ist das Restaurant von Donnerstags bis Sonntags geöffnet – RSVP.

Hamburger: das ist für euch, und es ist wundervoll, ich weiß es.

New York ist auf viele Weisen ein mythischer Ort. Architektur, populäre Kultur, Hip-Hop, Urbanität, Basketball, Moderne – keines dieser Dinge nahm hier seinen Ausgang. Jedes dieser Dinge ist hier kulminiert. New York ist gewissermaßen der Prototyp der modernen Großstadt. Ein Sprawl, in dem alles vorhanden ist, das Menschen wie uns kümmert. In dem alles in Beziehung zueinander gerät – New York State of Mind. Ich habe im März einige Tage in der Stadt verbracht. Es waren zu wenige, um mir ein Urteil erlauben zu können. Doch genug, um zu wissen: New York ist wunderschön, vieles hier betrifft mich. Doch es ist nicht der Ort, an den mein Leben gehört. Aber mehr Besuche wird es geben müssen. Sechs besondere Orte in New York City, New York.

  • The Highline (Karte)
    Eine Sache, die mir vor meinem Besuch nicht bewusst war, ist die Anzahl, Vielfalt und Qualität öffentlicher Orte in dieser Stadt. Laufstrecken, Basketballcourts, Parks, Wiesen, Wasserflächen, Strände – New York stellt Räume zur Verfügung, in denen das Leben auf (ganz und gar uneuropäische Art und Weise) stattfindet. Der schönste dieser Räume ist Highline Park von Tribeca bis Soho, die zur Grünfläche umgewandelte alte Hochbahn. In drei Metern Höhe ist es die Kombination aus Perspektive, Architektur und Raum zum Atmen, die es in dieser Art nirgendwo sonst geben kann.
  • RBC NYC (Karte)
    Die Kaffeesache ist inzwischen fester Teil urbaner Kultur; jede moderne Stadt hat – inzwischen – ernstzunehmende Baristi und lokale Röster, seit wir alle nur noch hochwertiges Koffein akzeptieren. In New York sind RBC NYC eine der besten Anlaufstellen. Ihr Argument: Die Hardware und das Vorhandensein von wenig, das nicht unmittelbar der Zubereitung und Einnahme hochwertigsten Kaffees dient. Ich empfehle den Flat und White und einen Platz Blick auf eines der schönsten Gebäude der Stadt gegenüber.
  • OAK (Karte)
    Ja, es stimmt – es ist einfach, in New York große Mengen Geld in sehr kurzer Zeit auszugeben. Auch und vor allem für Kleidung. Die Ladenschilder in der Gegend um Crosby, Bond und Bowery lesen sich die Most Popular-Sektion von SVPPLYSaturdays Surf, Odin, Opening Ceremony. Erwartungsgemäß war es letztlich OAK, der mich und meine Kreditkarte am meisten beeindruckt hat. Eine herausragend kuratierte Kollektion, arrangiert in einem Ladenlokal, das der harschen Corporate Identity gerecht wird: Der Kassentresen ist zwei Meter hoch. Pflicht: eine Ausgabe des Oakazines.
  • Hudson River Park/Battery (Karte)
    Wie gesagt: New York ist wunderschön, überall und immer wieder zwischendurch. Doch an diesem Ort ist die Erkenntnis ganz klar und schwer zu widerlegen. Die Klarheit, mit der die Promenade am West Hudson den Sprawl dieser Stadt durchbricht, die Wucht des auf einmal unverstellten Blicks – sie sind zu groß. Ähnlich wie The Highline hinterlassen die öffentlichen Plätze in Battery ein Gefühl der Ruhe und der Involviertheit gleichzeitig: Alles andere ist auch da, aber es kümmert uns gerade nicht.
  • Chan Pa (Karte)
    Es ist wohl weniger Zufall als Kontingenz in einer Stadt wie dieser in einen fantastischen asiatischen Imbiss zu geraten, noch dazu in einer der Seitenstraßen Chelseas. Dennoch: Bei Chan Pa’s Noodles & Grill gibt es unglaublich guten Glasnudelsalat für sehr wenig Geld (wie an mehreren tausend anderen Orten auch) und einen spektakulär orangen thailändischen Eistee, dessen Geschmack mit nichts auf der Welt vergleichbar ist. Ich wäre bereit, größere Mengen Geld für einen Jahresvorrat dieses Getränks auszugeben. It’s that good.
  • New Museum, siebter Stock (Karte)
    Das New Museum zu nennen ist nicht sonderlich originell – es ist nicht nur einer der relevanten Orte für aktuelle Kunst in Nordamerika, sondern selbstverständlich auch ein Meisterstück des Teams von sanaa. Ich nenne es dennoch, um auf den Blick aus dem siebten Stock hinzuweisen. Freier Eintritt jeden Donnerstag Abend. Dass die Gegend um Bowery einen ausgedehnten Spaziergang mit offenen Augen wert ist, versteht sich von selbst.

Fotos dieser und anderer Orte in New York gibt es in meinem NYC-Set bei Flickr.

Ich finde es unterhaltsam, Endgültigkeit zu beanspruchen, weil es sich dabei selbstverständlich nur um eine Farce, ein unernstes Maneuver handeln kann. Endgültigkeit bemisst in der Postmoderne genau die Endgültigkeit des aktuellen Moments, des aktuellen Prozesses. All we have is now und dann sollte es wenigstens für immer bleiben. Diesen Zusammenhang kann man auch eleganter ausdrücken.
Le Provisoire, c'est le Definitif – Cover

Dies ist im vergangenen Jahr auf räumliche Weise in Schloss Ringenberg geschehen; in der Ausstellung Le Provisoire, c’est Le Definitif. Hier hat Christoph Platz Arbeiten und Provisorien sehr verschiedener Künstler in Relation gesetzt und zu einer Ausstellung verarbeitet, die für einen Moment lang konsistent war.

Ich hatte – nach meiner Arbeit für Shifting/Positions – wieder die Freude, zur Ausstellungsdokumentation beizutragen. Für Le Provisoire, c’est Le Definitif habe ich einen Katalog gestaltet, der verschiedene Zugänge, Haptiken und Leserichtungen erlaubt. Statt, wie üblich, das definitive Wort zur Auseinandersetzung mit der Kunst zu beanspruchen. Er ist endgültig vorläufig. Das ist alles, worauf wir hoffen dürfen.

Fotos vom Katalog gibt es bei Flickr.