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Sechs Orte in Zürich

Eine der schönsten Reisen, die man in Europa unternehmen kann, ist eine angemessen lange Strecke mit einem der Züge der City Night Line zurückzulegen. Die Einzelkabinen der ersten Klasse sind geräumig und tatsächlich schön. Der Blick vom Bett aus dem breiten Fenster auf die vorbeiziehende Umgebung ist das beste denkbare Bahnpanorama, zumindest auf der Strecke von Hamburg nach Zürich.

Überhaupt, Zürich. Kaum eine Stadt, in deren Name so viel Gefühl der alten Welt (in der wir aufwuchsen) mitschwingt. Nach Zürich reist man von Dienst wegen, nach Zürich nimmt man Cheques mit, in Zürich ruft man den Fahrer. Darum entschied ich mich im vergangenen Jahr, sehr privat und ohne Anliegen eben dorthin zu reisen. Um alleine umher zu gehen, alleine in Restaurants zu essen und alleine abzuwarten, was geschehen möge. Was geschah, schrieb ich nicht auf, wohl aber sechs empfehlenswerte Orte.

  • Haus Konstruktiv

    (Karte)

    Ignorierte man die Ausstellungen, die sehr gute Sammlung, das Programm – Haus Konstruktiv wäre immer noch einer der schönsten Orte dieser Stadt. Ein vertikales Gebäude (ein ehemaliges Wasserkraftwerk), das die White Cubes jeder Etage auf höchst angenehme Weise durch Nischen und Treppen verbindet, so dass allerorten Zwischenräume für Gedanken und das Geräusch der Klimaanlage entstehen. Aufeinander geschichtet: zeitgenössische Künstler in der Tradition der Züricher Konstruktivisten und die Sammlung des Hauses: Bill, Moholy-Nagy, Lissitzky. Ein wunderbarer Ort.

  • Hochparterre

    (Karte)

    Zürichs Stadtstruktur ist so heterogen wie man sich das vorstellt. Viele interessante Orte befinden sich in Wohngebieten, neben Spielplätzen und an Parks. Diese unurbane Eigenschaft ist im besonderen Fall von Hochparterre, der interessantesten Buchhandlung der Stadt, sehr passend. Denn Hochparterre verkauft Literatur zu den Themen Stadtentwicklung, Architektur, Gestaltung, Bau und Kulturpolitik. Das alles: übersichtlich strukturiert, in schönen Regalen und inklusive einer großen Zahl vergriffener Bände. Auf dem Weg dorthin empfiehlt sich der Weg durch die Quellen-Strasse.

  • Sphéres

    (Karte)

    Dass jede Besucherin und jeder Besucher der Stadt im Industriequartier umhergehen sollte, ist natürlich nicht neu. Nirgendwo lässt sich eindrucksvoller nachvollziehen, mit welcher Konsequenz Zürich die kluge Umwidmung überkommender Stadtstrukturen vorantreibt. Sphères ist ein Anker in diesem Gebiet – Buchhandlung und Cafe, mit den schönsten Plätzen auf der Galerie und dem besten Blick aus der breiten Fensterfront. Kabelloser Webzugriff und das gesamte Büchersortiment als Kaffeelektüre.

  • Chinawiese

    (Karte)

    Beim obligatorischen Besuch des Heidi-Weber-Hauses, der letzten Arbeit von Le Corbusier, liegt die Chinawiese in unmittelbarer Nähe. Sie ist ein wunderbarer Ort, um über den See zu schauen und eine Möwe zu füttern. Manikürte Grünflächen, Granitbänke und ein schöner Blick auf die Stadt aus ebenerdiger Perspektive inbegriffen.

  • Boutique Roma

    (Karte)

    Sicherlich, man könnte zu Fashionslave gehen – das Interieur und der Einkauf (Inaisce, Odeur) sind gleichermaßen gut. Aber von Zürich erwarte ich selbst beim Kauf interessanter Kleidung ein biederes Ladenlokal, sachliches Personal und große Ruhe. Alles das gibt es in der Boutique Roma; sie ist ein ruhiger, klarer Hintergrund für eine sehr gute Auswahl von Kleidung: Damir Doma, Forme d’Expression, Label under Construction, viele weitere.

  • Zum guten Glück

    (Karte)

    Als Kriesse in Zürich lebte, war das Gasthaus Zum Guten Glück der beste Ort für Frühstück und Waffeln im Westen der Stadt. Daran hat sich nichts geändert, nicht am Frühstück und nicht an der guten Einrichtung und nicht am Kaffee. Nach dem Frühstück lohnt es sich, durch die Nachbarschaft zu streifen – Sihlfeld ist eine der interessantesten Gegenden der Stadt.

September

Dies ist ein Text aus dem September 2012. Verschlagwortet unter: . Kopie aus dem Textdokument 2012.txt, das meine Notizen dieses Jahres enthält, vermischt mit Zitaten, Verweisen, noch zu lesenden und zu sehenden Dingen und den Sedimenten des Alltags.

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