Delsin 2.0 ist der rare Fall des relevanten, des zeitlosen Labelsamplers, seinem überaus anachronistischen Titel zum Trotz. Zwei Seiten, 24 Tracks, kaum Füll- und Dämmmaterial, vielleicht eine oder zwei Ausnahmen. Als ich diese Compilation zum ersten Mal hörte, im ersten Smallville-Laden – der in einer anderen Zeit und einer anderen Stadt stand, einer Stadt, über der schwer die Sommer lagen, in denen ich mir meiner Freiheit und meines Körpers gewahr war – da war ich direkt fasziniert von der gleichzeitig vorhandenen Kohärenz und Vielfalt dieser Musik. Techno existierte niemals eindringlicher als in diesen Sommern, und was bei Delsin erschien, zog mich in ihre Nächte.
Delsin 2.0 war die Verdichtung der Idee des Labels: alles einfach gebaut und direkt produziert (Run), Momentum-Musik (Twenty). Zugleich ist kaum je etwas ohne Tiefe (The Foreigner), Schichtung (Handle with Care I), Konzentration (Contracting) und Empathie für die Welt (Solitude), geschmolzen und legiert fließen diese Tracks durch die Zuhörerin wie die dichte Luft des Sommers durch ihre Lunge, Kompression und Öffnung zugleich. Diese Musik manifestiert den Floor, den langen Weg dorthin und was darauf folgt. Den Bruch und die Leerstelle, den Drink am Fluss und die Euphorie der Rückkehr in die überhitzte, schmutzige Dunkelheit.
Ich hörte diese Platte in jedem Jahr seitdem, ich kopierte sie auf und von acht verschiedenen Rechnern, um sie immer weiter mitzunehmen im Transit durch das All, versunken und wach, Zustand, Station, Koordinate.
- Delsin – Delsin 2.0, 2×CD, Delsin Records, 2009