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Sechs Orte in Florenz

Florenz. Es mag eine persönliche Verklärung oder Verschaltung sein, doch wenige Orte gelten rechtmäßiger und vollständiger für das Tempo, die Art und Weise des Lebens in der alten Welt (in Europa). Florenz ist essentiell für die Toskana, der Stadtkern scheinbar ohne Moderne, die Industrie stets nah am Handwerk. Um das zu erkennen, braucht es nicht die Bilderserien von der Pitti, alle halbe Jahre. Auf der anderen Seite des Arno, Otro Arno, ist es schwer, einen Platz zu finden. Also einen Platz, der nicht schön, von idealer Größe und in Farben zwischen Siena und Karmesin gekleidet wäre. Was man in Florenz tut, tut man zuallererst in Florenz – und zwar gerauhte Stoffe tragen, Mode betrachten, Wein trinken und Käse essen. Manchmal ist es leicht, mit der Moderne.

  • Flet

    (Karte)

    Das Flet ist der richtige Ort (selbstverständlich Otro Arno) für Aperitivo in Florenz. Das Niveau der Drinks ist durchweg hoch, Käse und Brot sind von guter Qualität, der Piazza de Nerli liegt weit und dunkelblau vor der Tür. Der angeschlossene Club ist zu meiden. Nach dem dritten Getränk sollte man lieber den Weg ins Viertel fortsetzen.

  • Arno

    (Karte)

    Der Staudamm, der längs der Stadt und quer durch den Arno verläuft, ist von der Promenade zu erreichen. Hier sollte man sich niederlassen, um sich für eine Stunde oder zwei jugendlich zu geben. Und zwar mitten im Fluss, die sockenlosen Schuhe knapp über der Wasseroberfläche, Chinotto trinkend, mißtrauisch die Strömung im Auge behaltend.

  • ‛Ino

    (Karte)

    Ich kann mich sehr genau an das beste belegte Brot meines Lebens erinnern. Ich habe es hier gegessen, bei ‛Ino in Florenz. Ein hübscher, kleiner Deli. Holzofen, gute Olivenöle, frische Nudeln. Zum Brot (toskanische Salami, Honig, Olivenöl, Tomaten, Oliven, geräucherter Mozzarella) trinkt man am besten einen Chinotto des lokalen Herstellers, dessen Namen ich nicht aufschrieb.

  • Il Santo Bevitore

    (Karte)

    Die Speisekarte dieses Restaurants in der zweiten Querstraße Otro Arno trifft die Mitte zwischen Originalität und Mode, ganz wie Interieur und Publikum. Ein angenehmer Ort, um gleich einen ganzen Abend und mehrere Flaschen Wein dort zu verbringen. Unbedingt zu bestellen ist das schwere Holzbrett mit Crudo und Käsen der Region.

  • Luisa Via Roma

    (Karte)

    Wer sich für derlei Dinge interessiert, weiß natürlich, dass Luisa Via Roma einer der bestsortierten Onlineshops für interessante Kleidung ist. Das Ladenlokal in der Via Roma vermeidet colettehafte Inszenierung zugunsten eines großen und wirklich guten Sortiments. Der vollständig schwarze Nebenraum des Obergeschosses allein ist den Besuch wert, von der Dachterrasse ganz zu schweigen.

  • Grom (Karte)

    Ich nannte Grom bereits als Ort für Paris, und ich tue es erst Recht für Florenz. Denn hier eröffnete die erste Filiale der besten und kleinsten Eiscremefranchise der Welt. Auch nach fünf Portionen Grom-Eis warte ich noch darauf, eine bessere Sorte zu essen als Cioccolato Extranoir. Einer der ganz wenigen Orte, an denen man in einer Warteschlange stehen kann.

Juni

Dies ist ein Text aus dem Juni 2012. Verschlagwortet unter: . Kopie aus dem Textdokument 2012.txt, das meine Notizen dieses Jahres enthält, vermischt mit Zitaten, Verweisen, noch zu lesenden und zu sehenden Dingen und den Sedimenten des Alltags.

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