Præiturus
Ich erinnere mich, einmal in einem De:Bug-Interview mit Shed/René Pawlowitz gelesen zu haben, dass er Musik auf zwei verschiedene Weisen produziert. Die 12″, die Hits, sind reduziert auf und zentriert um eine einzige brillante Idee. Bei denen lasse er sich regelrecht gehen. Das Ergebnis sind Veröffentlichungen, die so stark sind, dass selbst ihren Remixern – Mittel- und Materiallos – es nicht gelingt, sie auch nur einen Deut schlechter zu machen. Höchstens besser.
Die anderen Releases1 gehören zur seltenen Gruppe der Techno-LPs, die das Wort tatsächlich verdienen. Nicht aufgrund von Spieldauer oder inhaltlicher Fülle. Sondern weil ihre Tracks nicht ohne einander funktionieren. Weil sie voneinander abhängen, in ihrer gerüsthaften Löchrigkeit, sich gegenseitig stützen. Sie umgehen bewusst, was Shed in seinen Club-Releases so perfekt zu leisten in der Lage ist: die unbedingte Verdichtung, das don’t watch that, watch this des Floors.
Das neue Release dieser Art ist richtigerweise mit The Killer betitelt und verwebt elf Tracks zu einer Geschichte über den Führungsanspruch in Sachen Style und Skills. Trash Talk also, und unverhohlener noch dazu. Kann man machen/sollte man häufiger machen. Vor allem, wenn die Ware so gut ist, wie beschrieben.
Denn die Verhältnisse sind nach Silent Witness und I come by Night klar, Track zwei und drei. Sie sind straighter Techno, gefolgt von verwobenen Ambient/Dub-Fragmenten, die den Druck ihrer Vorgänger nur kurzzeitig zurücknehmen, ihn eher unterstreichen als mindern. Der größte Hit kommt an zehnter Stelle und ist – selbstverständlich – mit The Filler betitelt. Grinsen und aufgeben, weil das so absurd gut ist. Das Selbstzitat im letzten Track (#11) in seiner ganzen Schönheit hinnehmen, sein Titel zuletzt im Display: Follow the Leader.
- Shed – The Killer. 50 Weapons, 27. Juli 2012.
Shedding the Past, The Traveller und nun: The Killer ↩