Lines of dissipation
Musik als Zustandsbeschreibung, wieder und wieder, auch zum Ende des Jahres 2013. Weil zum Lesen keine Ruhe bleibt, weil zum Aufschreiben keine Zeit bleibt. Um so schöner, sich inzwischen seit Jahren darauf verlassen zu können, das jeweils aktuelle Jahr (wer zählt noch einzelne Jahre?) ab Mitte Dezember als vorzügliches Musikjahr zu empfinden. Es bedeutet formale Passung, oder die Sensibilität, diese nach wie vor herstellen zu können.
Case in Point: Prurients EP Through The Window, deren Titeltrack und die B-Seite You Show Great Spirit zwei Beispiele für diesen langen und langsamen Narrativtechno sind, den dieses Jahr erfordert. In je über zehn Minuten verfaltet Dominick Fernow Lage über Lage dichter Atmosphäre. Themen, Vocals und Sounds erscheinen und verschwinden im Dub, verhallen im lichtlosen Grundrauschen. Phasenweise befreit sich die vier aus den Flächen und Filtern, sie vertreibt den Nebel, ihre Kraft und das schiere Momentum unwiderstehlich. So zu erleben nach dem Drittel von You Show Great Spirit.
Es ist keine monumentale Veröffentlichung, nicht die Begründung einer Stilrichtung, noch keine Wende. Aber Through The Window ist ein Release, das nicht besser in den verhalten beginnenden Winter 2013 passen könnte. In seine Zugfahrten, die Fußwege in der Dunkelheit und die Durchhalteparolen an Hamburgs Wänden.
- Prurient – Through The Window. EP, Blackest Ever Black 2013.