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Quantum Optics

Happening: appropriation and re-contextualisation in popular culture has eclipsed real-time, notierte ich vor einigen Tagen in der Datei namens 2015.md. Es ist eine Randbemerkung eines größeren Themas, keine besondere Erkenntnis, a fact of the matter. Die Gegenwart zieht sich – und ihre ästhetischen Vorschläge verlieren auch den Rest ihrer verbliebenen Linearität. So gesehen ist Lee Gambles exzellente Koch-LP eine Platte, die nahtlos an die Entwicklungen der letzten drei Monate anfügt – auch wenn sie bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.

Koch ist ein Album im Wortsinn, also eine zugleich vielfältige und konsistente Arbeit – und damit im Bezug auf elektronisch Musik eine rare Sache. Jeder der 16 Tracks ist notwendig, vom raumgreifenden Techno in Jove Layup bis zur Texturmedition Oneiric Contour. Zusammen wirken sie wie der Blick auf die nächtliche Topographie einer Metropole – kontrastreich, verschachtelt, voller Leerstellen und Strukturen in verschiedenen Zuständen des Auf- und Abbaus. Aus dieser Höhe treten Patterns und ihre Echos in den Vordergrund, das Gefühl für das Verhältnis des Raumes und die Texturen der Sounds. In keinem Track ist dies deutlicher zu spüren als in Nueme – dessen perfekte, wiederholungsfreie Dramaturgie in der kunstvollen Verstaubtheit seiner Oberflächen beinahe gar nicht auffällt.

Es ist die Porosität ihrer Oberflächen, die dieser Platte so anknüpfungsfähig macht: Sie lässt Raum für alles, sie stellt Verbindungen her, sie maximiert Komplexität, sie maximiert Reibung.

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