electricgecko

März

Im Falle von Topdown Dialectic von Releases zu sprechen ist einigermaßen missverständlich. Was bei Bandcamp (via Aught) als Tapes und Dateien verfügbar ist, gleicht eher arbiträren Mittschnitten einer kontinuierlich laufenden Modulation: Aufnahme und Wiedergabe eines endlos verspulten, stets neuen Grooves. Loop-basierte Musik, transparente Elektronik. Sie legt sich wie ein Film über jeden Ort, wird unmittelbar Teil der Ambience.

Trotz des so stark empfundenden Raumbezugs ist den Topdown Dialectic-Tracks ein Element der Ferne gemein. Ihre hellgraue Körperlosigkeit erreicht nie das hier, den Vordergrund, sie bleiben im dort, eine architektonisch zu spürende Abstraktion, Musik als Infrastruktur.

In letzterer Hinsicht sind sie konkret und spürbar: Cleane Wärme, ein freier Schreibtisch an einem Frühlingstag. Clicks und Impulse für alles, aber keine Dichte, kein Gewicht, kalifornische Sonne, Samstag, 10:21.

… rolling from Actress or Lee Gamble-style skank-house in 05 to the frayed swing of 06 and luscious cyber-boogie-dub in 07, whilst 08 does blown-out dub with trippy flair, and the final couplet of 09 and 10 feel like the mutant antecedent of Pole’s best, early work and the unquantised ecologies of FiS.

  • Topdown Dialectic – 20170804. LP. /\\Aught, 2017.
  • Topdown Dialectic – /\\09. LP. /\\Aught, 2015.
  • Topdown Dialectic – /\\02. LP. /\\Aught, 2014.

Architectural volume sets me free. Something about the measured, decisive nature about the act of building seems to leave me in a calm state of mind. Event imagined architecture or music evoking vast spatial configurations affect me in this way. The oppresive void-weight of contained spaces frees my mind, as if its unfelt, but persistently imagined pressure is required to keep my thoughts together, to crystallize my brain and soul into a state of peaceful creativity. I wonder if this is a mere reminder of the only dream I can remember from my childhood: A gargantuan black ball of infinite mass and heaviness rolling or falling, ever coming close to destroy a small potted plant, but – to the best of my knowledge – never actually doing so. I remember the feeling of tremendous weight converging with total weightlessness. Complete stasis, black float.

Februar

1983 hatten die 80er Jahre des vergangenen Jahrtausends vollends begonnen, und damit das große Jahrzehnt der Selbstunterscheidung und eines der besten Jahrzehnte popkulturellen Outputs überhaupt. Zusammengebissene Zähne und technische Schärfe: Voller Selbstvertrauen, Amphetaminen und neuem Equipment machen sich die Protagonistinnen an den Rändern1 der Vermarktungsmaschinen durch experimentelle Selbstanwendung auf die sich professionalisierenden Welt selber zum Output, das Individuum wird künstlerische Arbeit.

Dieser Zusammenhang hat mit meiner aktuellen Verknalltheit in Xmal Deutschland und die 1983-Version von Anja Huwe zu tun. Trotz meiner großen Zuneigung zum rauen Vulgärminimalismus des Wave hatte ich die Gruppe recht lange erfolgreich ignoriert, vermutlich aufgrund ihres einigermaßen doofen Namens und einiger arger Fehlgriffe im Spätwerk. Das war ein Fehler, denn Fetisch, das Debut von 1983 ist eine ziemlich umfassende Welterfindung im eingangs beschriebenen Sinne. Ein ästhetisches Framework für gestrippten Grandeur und High-Goth-Theatralik, ein schwarzer Blick hinaus in die Welt (Kämpfen), die Versammlung der guten Bösen (Hand in Hand). Der tighten Intensität von Qual2, diesem löchrigen Groove, steht Anja Huwes Gesang gegenüber – und es ist wirklich Gesang, kein Wegducken in Affekte oder Shouting. Diese Frau hatte keine Angst, das ist die geschulte, geprobte und aufgenommene Wahrheit. Hier ist gemeint was gesagt wird, die Semantik von Xmal Deutschland spiegelt die Direktheit der Musik.

Wie gesagt, ich bin ganz verliebt, ich kann mich nicht wehren gegen diese große Konzentration und die weltgreifende Anmaßung der Attitüde dieser Gruppe. Fetisch ist ein Powermove, ein Manifest dafür, innere Fragilität nicht als Hinderung, sondern als etwas zu schützendes zu begreifen. Ein perfekter Zeitmoment, gelöst in einer umfassenden Ästhetik.

  • Xmal Deutschland – Fetisch. LP. 4AD, 1983.

  1. Inzwischen ausgekundschaftet und geschmackvoll vermarktet durch sehr gute Labels wie Dark Entries, Minimal Wave und Archivaren (wie Mutant Sounds). Das ist nicht schlecht, denn Gruppen wie Lunapark und Nagamatsu haben größere Publika verdient. 

  2. Der 12″-Remix von Qual ist vollständig floortauglich; es ist eine Schande, das B-Seiten-Dubs kein Ding mehr sind – ebensowenig wie B-Seiten, for that matter. 

Januar

The possibility to answer a direct question with the words „I do not know“ is a surreal, almost magical conversational option. There are many things I do not know, including about my own preconceptions and decisions. Stating this truth, however, seems like eluding a duty, seems like failing somebody dear. I rarely take the option, instead electing to come up with some mental scaffolding or a haphazardly constructed theory about my motivations. These may be well-intended. Sometimes, „I do not know why“ is the truth and the most elegant reply, especially when the question concerns an innately personal decision. (Listening to Mr. Sakamoto)

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