electricgecko

Dezember

Auf der Flucht vor dieser Gegenwart wollen wir in der Kontingenz der Zukunft leben.

Alle Dinge haben zwei Seiten, eine fürchterliche und eine schöne, und diese sind miteinander verbunden; nicht verleimt, sie teilen ihr Inneres, ein gemeinsames Sein: Jede Schönheit, die den Begriff wert ist, steht in Flammen.

Oktober

Black black black, always the preferable decision, if one has to pick a side, in chess and life.

At Serralves, they mounted Zanele Muholi’s portraits onto the surface of rain. Their beauty is born from decisions, from astute awareness between subject, photographer and recipient.

September

Raisin, bronze, Murano glass, textured concrete, steel
Soft woolen pants, angelica root perfume
Coffee, saffron and rice
Death to disco, leather, two megaphones, rubber gag
Dirty martini icicles, yellow tail, yellow tomatoes
Gabber, Leftfield, immediate rusty tram
A stone circle
Ultrasuede, white high-thread linens

August

Nacht. Regen in allen offenen Fenstern. Geosmin, Ozon, Ichor. Der Höhepunkt des Ganzen: Die Explosion im Festspielhaus, sie emittiert orangenes Licht (insisting so hard till it all comes true).

Juli

Die Götter haben sich entfernt (they left some space for us)

Brace yourself before you read a poem. You never know what it will do to you.

Ein Besuch in La Ribaute, in Ermangelung eines passenderen Wortes: Das Gelände, in dem der Maler Anselm Kiefer für 23 Jahre lebte und arbeitete und es im Zuge dessen vollständig aufwühlte. Ich machte keine Fotos, ich notierte meine Gedanken.

Es ist Mittag. Ein Hangar monumentaler Größe, sein Rücken der staubigen Straße zugewandt. Eine schwere, graue Stille wird auf eigentümliche Weise präsenter durch das fortwährende Schaben der Zikaden Südfrankreichs. Barjac und die sorgsam in Stand gehaltenen Häuser aus hellem Stein scheinen eine Welt weit entfernt.

Everywhere, remarkable: gaping rugged holes tearing up gallery floors, sectioned off by makeshift steel railing. The monster’s pits, from where it appeared to feast, to leave its marks in the world, and to disappear.

Nur ein schwarzes Bild, ein Loch in der Welt, und das Wort Sternenfall in einer gigantischen kindlichen Schreibschrift. The fiery throne of god, as it passes the last things of the world.

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Un papillon, enfin libéré, disparaît dans l’air de l’amphithéâtre. Beilschwärme, die Lidschatten zugefallener Augen, der Abend der Worte. Es fehlt ein Buchstabe in ihnen allen, ohne den das vollständige Bild ausbleiben wird. Es ist verstellt. Hier, doch außer Sicht, der fünfzehnte Felsen in Ryōan-ji.

Diesem Ort und seinen Dingen und Werken liegt ein organisiertes Arsenal zugrunde, die Scheune, ein Ort im Nirgendwo, der das Material für Alles enthält, genug für alle denkbaren Zukünfte. Die Beschriftung der Welt. Unzucht mit den Sternen, die Erde untertan. Alles erfunden, gebaut und wieder verschwunden.

Nur mit Wind, mit Zeit und mit Klang.

The total concreteness of Kiefer: everything is exactly what it is, often explicitly labeled, stating its facts, looking openly at its audience. The architecture exactly equates its physical mass. The order of the angels; who counted, who ordered them? The ten Sefiroth?

Platz schaffen! (Der destruktive Charakter ist jung und heiter)

Wie alle kohärent und persistent Schaffenden greift Anselm Kiefer auf eine begrenzte Anzahl von Materialien und Interessen zurück, ein Vokabular, geeignet um Welten herzustellen. Jede ist ein Abdruck des Materials: Welt nicht als Ursprung, sondern Welt als Resultat.

Die Wintersonnenwende, Shavasana. Der Ofen der Alchemisten. Endlich: eine Sonnenblume.

Die Luft war heiß und trocken, die Sonne brannte am Himmel, die Grillen sangen. Wir kamen auf eine wildwüchsige Wiese, braun verbrannt nach einem langen Sommer, von der eine lange Reihe wackelige Türme aufragte, erbaut aus containergroßen Betonblöcken und so hoch wie dreistöckige Häuser. Wir fuhren an Häusern und kleinen Gebäuden vorbei (…), auch sie hatten etwas von Ruinen, und es war etwas Häusliches und Anheimelndes oder Einladendes an ihnen, fast so, als gehörten sie einem anderen Geschöpf als dem Menschen. (Karl Ove Knausgård, Der Wald und der Fluss, 2021)

If you are not feeling overwhelmed, why are you alive? We are here to be overwhelmed otherwise, there is no reason to be.

The more time Kiefer spent in France, the larger the space afforded to his horizons got.

There’s a childhood memory of a fire-red TDK cassette tape, brand and product markings silkscreened in gold on plastic. Side A’s first track was the Sister’s Temple of Love. I remember the tape crackling on my cousin’s cheap radio deck in 1987, and then a synth guitar riff squaling from tinny speakers, tortured and wailing, the most menacing thing I had ever heard. I was immediately fascinated. This came from a brooding and dark place, a place that had existed in my fantasies, the realms of Skeletor in Eternia.

Hearing this song made me realize that the world of imagination is close to ours, and through art and will, things could creep into our world, riding the black wind, inhabiting this other reality. I was scared, and I could not stop listening to it. In my beating heart I had learned that we do not have to be content. We get to live in many worlds of our own making. Along with scary things crawling from their dirty sewers, this is where our freedom is created: We run for cover in the temple of love, shine like thunder, cry like rain.

Juni

Ethische Urteile sind ästhetische Urteile; Ästhetik ist eine relationale Frage, sie ist von vielen Faktoren abhängig, vom Kontext und der kulturellen Perspektive1 der Beobachtenden. In dieser Hinsicht müssen Ästhetiken gelesen werden: Ästhetik definiert das Verhältnis einer Sache zu ihren Umgebungen. Ihr Wert ist hoch, wenn sie dieses Verhältnis auf elegante, würdevolle Weise löst. Ihr Wert ist niedrig, wenn sie Aspekte des Kontextes ignoriert oder unangemessen vereinfacht. Schönheit einer Sache folgt aus dem ihr inhärenten Verständnis ihrer Kontexte und der Fähigkeit, sich zu ihnen intentional und stimulierend zu verhalten.


  1. Wir können Kultur nicht sehen, weil wir mit Kultur sehen. 

März

Today, the garden of Serralves smelled of wet flowers. Its lines of sight still in misty miegakure. But I found the sun to be alive, playful between shrubs.

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