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Künstlerischer Fortschritt hat aufzufallen – die bestehenden Ideen müssen voran gebracht werden, weitergedacht oder auf spektakuläre Weise ausgewechselt. Innovation muss sichtbar und beschreibbar sein, am allerbesten unmittelbar, schließlich weitersagbar. Doch was, wenn der Fortschritt komprimiert ausfällt, aufs Engste verdichtet, kaum Raum und Sichtbarkeit beanspruchend – kein Weiter suchend, sondern ein Tiefer? Dann ist die Iteration zu begrüßen, die Wiederholung, der machtvolle Vortrieb der bestehenden Ideen: Strip it, boost it.

Ende 2010 zählte ich das Debüt der Gruppe The Soft Moon zu meinen fünf Platten des Jahres, verstand sie als Iteration dessen, was Quad Throw Salchow im Jahr zuvor begonnen hatten. Am 30. Oktober 2012 erscheint Zeros, die zweite Soft-Moon-LP. Sie ist eine Vertiefung, eine mit großem Nachdruck vorgetragene Bestätigung: Ja, unser Weg war richtig. Wir werden ihn weiter gehen, unnachgiebiger, repetetiver, unbeirrter, konzentrierter. Strip it, boost it.

The Soft Moon legen mehr Gewicht in jede Kick, jede Bassnote, jeden scharf angeschlagenen und diffus verhallenden Soundeffekt. Sie erzeugen Musik, die ihre Intensität aus Präzision und Wiederholung zieht. Die ihre Schärfe und Verletztheit nur deshalb im eckigen Reißbrettgroove aufgehen zu lassen scheint, um sie noch präziser wirken zu lassen. Als Beispiel muss man den Titeltrack, Zeros, anführen. Es ist eines der besten Stücke Gitarrenmusik, das ich seit Jahren gehört habe. Vergleichbares ließe sich über Lost Years sagen – Rockmusik einer 4/4, die so gerade ist, dass sie auch aus einem technoiden Housetrack stammen könnte.

Letztlich ist es aber Zeros – das Album – das als intensivierte, reduzierte und hochpräzise ästhetische Aussage stehen bleibt. Ein Monolith.

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