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Vanity

(Dieses Jahr verschiebt die Dinge, mit großer Ruhe, mit Nachdruck. Es ist keine Zeit der Krisen, es ist eine Zeit des Verstehens und des Handelns, des Freisetzens. 2019, Raum und Zeit.)

Vanity, das neue Release von Rainer Veil bei Modern Love ist eine stille Rückkehr. Sie folgt auf New Brutalism aus dem Jahr 2014. Nun zum ersten Mal auf Albumlänge ausgedehnt, wirkt der Ansatz des Duos aus Manchester in keiner Weise wie ein Debut – zu klar gebaut, zu fertig ausgeformt erschienen die bisherigen Veröffentlichungen. Das setzt sich in diesem Jahr fort: so vielschichtig der Sound auf Vanity ist, so kohärent und freigelegt sind die Bedingungen seiner Konstruktion: orthogonale Flächen leiten den Blick zu immer neuen Ansichten des Sounds. Jeder Track ist ein Perspektivwechsel, ein neuer Aufriss des gleichen Gebäudes.

Der architektonische Sound von Rainer Veil gewinnt an Tiefe und Abwechslung, zusammengehalten durch eine einheitliche Stimmung und ein ruhigen, beständigen Drive. Es ist die Schönheit des Vakuums in Gauze, das die geräuschvolle Stille beim Wenden der Platte zum Teil des Übergangs zu Third Sync macht. Den Leerstellen gegenüber steht die fortwährende Meditation über den fernen Geist von Jungle und UK Hardcore schwebt über dieser Platte.

Vanity legt sich über den Raum, in dem mein Schreibtisch steht. Sie füllt die Nacht mit einem schweren Grau. Es ist nicht das Grau des Covers1, sondern ein dunkles, warmes, komfortables Grau. Eine Art Audio-Eigengrau, not intricate but textural.


  1. Das übrigens in einer seltenen Verbindung aus Illustration und Argrarwirtschaft recht erfolgreich die Ruhe des Albums vermittelt. 

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