electricgecko

Dezember

It is as black as Malevich’s square / The cold furnace in which we stare / A high pitch on a future scale / It is a starless winter night’s tale / It suits you well

September

Die Hände nicht still halten. Immerzu entwerfen, formulieren und bauen. Nach einer eigenen Sprache suchen. Das mit den Mitteln tun, die zur Verfügung stehen. Seit Jahren nicht aufhören, anzukämpfen. Gegen die Langsamkeit, gegen die Dummheit, gegen den einfachen Weg. Manisch bleiben. In den guten Momenten tatsächlich eine Aussage treffen, die stehen bleibt, auch wenn wir schon weiter sind.

Martins Sova Magazine ist eine der Publikationen, die definieren, wovon wir sprechen, wenn von uns die Rede ist. Nicht, weil es inhaltlich ganz besonders zutreffend wäre. Sondern weil seine Produktionsbedingungen und sein Material dem entsprechen, was wir uns noch nehmen können. Was auszusuchen ist, aus dem Fundus der schönen, nichtoptimierten Dinge. Arbeiten mit den Dingen, die nicht verzeichnet sind.

Wir hatten das Vergnügen, das Plakat für die aktuelle, vierte Ausgabe – Appeal – zu gestalten. Das handlackierte Ergebnis gibt es hier zu kaufen. Am Freitag feiern wir das Release der neuen Ausgabe im Magazin in der Neustadt. Kommt dazu und sagt Hallo.

August

Es ist eine solche Wohltat, mit Unbekanntem konfrontiert zu werden, mit einem Hinweis, einer Information, die eine andere Antwort vorsieht als das ewige: ja, ich weiß. — Rainald Goetz, Klage, 321

Juli

Alles was es braucht, um ein Setting auszufüllen, ist eine Parole. Mehrere Worte, die sich mit wachsender Intensität erst sagen dann rufen und schreien lassen. Nicht einmal phonetisch gut oder rhythmisch. Sondern in erste Linie spannend und referenzreich, ohne eindeutige Aussage. Außerhalb ihres Kontextes verliert die Parole ihre Wirkung. Sie hat keinen Moment, sie ist der Prozess. A phoneline, a laptop and a box of tangerines.

April

Ich bin in einer Welt aufgewachsen, deren populäre Kultur wesentlich durch die USA geprägt war. Was neu und relevant war, entschied Amerika (sic), also der Mainstream der nordamerikanischen Unterhaltungsindustrie. Diese Welt gibt es schon seit längerer Zeit nicht mehr; was in den schönen Künsten passiert, passiert in Europa.

Dennoch ist und bleibt jede Reise nach Amerika eine Verheißung. Eine leere Verheißung eines weniger gebundenen Lebens, eine leere Verheißung befriedigenderen Konsums, die Verheißung von Weite und Schönheit.

Ich reise am Mittwoch für einige Tage nach San Francisco und Los Angeles, um eine der Besten zu besuchen. Um besseres Koffein zu trinken, um zu arbeiten, nicht um Urlaub zu machen, um das Leben zu leben. Um den Pazifik zu sehen. Vielleicht kaufe ich mir Schuhe von Poell, aber wahrscheinlich nicht. Ich reise, warum ich immer reise: für die Blicke, für die Orte, für den Krach der Straßenbahn, für die Transition, für den State of Flux.

Nachtrag: Es gibt eine Playlist für die Reise, S—F, der bei Spotify ein Track fehlt: Claro Intelecto – It’s getting Late.

Das einzige, was mich noch in meinem künstlerischen Schaffen tröstet, sind die folgenden Fragen, die die Millizionäre auf der Straße immer öfter stellen: Wofür ich das fotografiere, „was denn daran schön wäre“.

Februar

Context is everything — therefore, it needs to be left out.

Januar

Vergleiche zwischen Hamburg und Berlin gehören zu den uninteressantesten Themen, die man zum Ende eines abebbenden Smalltalks heranziehen kann. Ja, das Second-City-Syndrome, der Komplex jeder zweiten Stadt jedes Landes. Ja, die Mieten. Oh nein, die SUVs. Ja, das Laissez-faire. Nichts, das wir nicht wüssten. Nichts, das uns die wirklich schweren Entscheidungen leichter oder schwerer macht.

Ich lese gerade aus beruflichen Recherchegründen alte Sounds-Artikel1; Konzertkritiken und Oral Histories über Punk und Wave in Hamburg. Die Namen ihrer Protagonisten und ihre zentralen Orte klingen nach einem Grad von Kredibilität, der unter postmodernen Bedingungen zu einer endlichen Ressource geworden ist. Um so schöner, wenn sich dieses Gefühl während der Lektüre in Luft auflöst. Authentizität war 1978 noch nicht erfunden: Die Avantgarde der neuen Rockmusik war verkrampft, ernsthaft inszeniert und toupierte sich die Haare nur nachmittags über die Augen. In der Schule machte Wave einfach noch zu viel Ärger.

Diese Dinge über die Subkulturgeschichte der Stadt zu lesen, in der ich lebe, macht mich etwas zufrieden. Die Unlockerheit, die verschränkte Stoik der Hamburger ist eines ihrer besten Klischees. Sie erscheint mir geeigneter als die allzu leicht propagierte, freundliche Überoffenheit, das Alles-kann, das konsequente Gutfinden.

Take-aways: Lest die Sounds, und Zustimmung mit Augenmaß.


  1. Meine Quelle highdive.de ist übrigens pures Gold. Für diese Dinge hat Marco Arment Instapaper entwickelt. 

Dezember

No Tears (For The Creatures of the Night), das erste Stück Musik in diesem Jahr, habe ich zu laut mitgesungen, in einer sehr gut eingerichteten Wohnung gegenüber den Neukölln-Arkaden.

Ich war in London und Leipzig und dann wird irgendwo stehen, dass ich 2011 ein Designstudio eröffnet habe. Und nicht: Wie lange ich davon träumte und wie gut das Gefühl ist, wenn man in die Sommernacht tritt und hinter sich abschließt. Nicht, wie viel es bedeutet, einen Partner zu haben und auch nicht wie viel Offensichtliches ich noch über Kausalität lernen musste.

Ich habe erlebt, wie DJ Phono im Ego sein erstes Album live gespielt hat und finde, dass Espy recht hat.

Ich war in Zürich und Barcelona, besuchte Damir Domas Atelier in Paris, hatte die beste Playlist in New York und war im Publikum, als Andy Stott und Demdike Stare das Jahr 2011 auf dem Berghain-Floor formuliert haben. No Tears For the Creatures of the Night; it might as well be our battle cry. Die Tracks und Songs und Sets des Jahres.

Winter

  • Tuxedomoon – No Tears (For the Creatures of the Night)
  • Actress – Always Human
  • Ghostface Killah – Ghetto
  • Pawel – Crillon (Sistrum Remix)
  • Spandau Ballet – Gold
  • Madvillain – 3.214
  • The Field – Istegarde
  • Daisuke Tanabe – Coil
  • Tyler, the Creator – Yonkers
  • Ghost of Tom Joad – Snow in the Summertime

Frühling

  • Von Spar – Scotch & Chablis
  • Taras Van De Voorde – 1998 (Deetron Remix)
  • Vince Watson – Long Way from Home
  • Gang Starr – The ? Remains
  • Nas – Represent
  • Dirty Gold – Sea Hare
  • RVDS – Pain
  • Robag Wruhme – Tulpa Ovi
  • Dam Mantle – Rebong
  • Daniel Bortz – No Griggity
  • Pet Shop Boys – I want to wake up

Sommer

  • Battles – Rolls Bayce
  • Quarion – Pepper Candy
  • DJ Phono – Your Name
  • Heiko Laux & Teo Schulte – Sound Hug (Daniel Bortz Remix)
  • Trickski – Wilderness
  • Subb-An – What I Do
  • Andreas Dorau – Stimmen in der Nacht
  • Lunapark – Dieser Tag
  • IAM – L’Aimant
  • Chopstick & Johnjon – Obviously She’s a Whore
  • Aeromaschine – Must Be
  • Felix – You can’t hold me down
  • Tigerskin – Shea’s gone
  • Pional – Where Eagles Dare

Herbst

  • Andy Stott – Posers
  • Shigeto – Children at Midnight
  • Viadrina – Better (Arto Mwambe Remix)
  • Com Truise – Colorvision
  • Meridiens – Animals
  • Ribn – Save Me
  • Efdemin – Nighttrain (Fred P Reshape)
  • Andy Stott – Tell me Anything
  • M83 – Midnight City
  • Conforce – Shadows of the Invisible
  • OCP – Blue Spring

Winter

  • Todd Terje – Ragysh
  • Yør – Golden Boy
  • Moomin – You
  • ItalTek & MF Doom – S/T Bootleg
  • Einstürzende Neubauten – Nagorny Karabach
  • Double X – Sunshine
  • Manuel Tur – Misery
  • OCP – Convoy
  • Pillowtalk – Soft (Life and Death Remix)
  • Madvillain – Cold One

Sets

Schließlich: Was Max John Buschfeld in Bad Bunny Bummer von Minute 44 bis 1:02 macht, ist mit Abstand die beste Viertelstunde, die ich 2011 in einem Set gehört habe. Human League wins everything.

November

And while my original form disintegrates, i come to exist as a multiplicity of forms that are not fixed but always redefined by my contiunous engagement with the phenomenas that surround me.

Neuere Texte über Leben

Ältere Texte über Leben