electricgecko

Juni

Wir sind weit davon entfernt, etwas so lächerliches wie ein Generationsgefühl zu haben. Aber vielleicht haben wir uns zusammengefunden, die Städte unter uns aufgeteilt und Cluster gebildet. Zirkel, gewissermaßen, und lose und enge Verbindungen. Das sind die reflexiven Strukturen, in denen wir stattfinden und die uns Halt geben. Wo wir uns gegenseitig betrachten und uns anmaßen, Relevanz zu beanspruchen.

Wie auch immer, wie Lisa es sagt ist es richtiger und treffender. Sie spricht für uns. Und ihr Text erinnert an etwas Wundervolles, das Reinhard Jellen einmal in der Uptown Strut über das Prinzip des Northern Soul geschrieben hat, über die Dreistigkeit, der Welt anzumaßen, ihr auf Augenhöhe entgegen zu blicken mit der Zuversicht, dass das Misslingen nicht einem selbst, sondern der Welt zur Schande gereicht.

Mai

Mit Ironie ohne Unschuld

Ich habe ein Poster als Geburtstagsgeschenk für Kriesse gestaltet und direkt einige mehr drucken lassen. Freunde in Hamburg und Berlin: watch your mailboxes. Waldfoto von Sarah.

April

Wenn die Summe der gefühlten Durchschnittstemperaturen an vier aufeinander folgenden freien Tagen größer ist als achtzig, sind ausschließlich Wiesen und Parks akzeptable Aufenthaltsorte. Faustregel. Man wirft sich tagsüber Frisbees zu und hört sich nachts eingängiges Zeug an dunklen Orten an. Das alleräußerste, was an Produktivität dabei herausspringen darf, ist ein launiger Relaunch des eigenen Tumblelogs.

Ich habe mich über das lange Wochenende einige Stunden lang meiner momentanen Freude an generischem Blau hingegeben und dem Seitenblog bei soc.electricgecko.de eine neue Form gegeben. Herausgekommen ist etwas, das meinem selbstveordneten Grundsatzcredo für alles (Schrottige Eleganz) recht nahe kommt. Wer nur Feeds oder das Dashboard ließt kann ja kurz reinschauen und sich verwirren lassen. So sieht das aus.

Stream of Consciousness

März

Miyagi - How to do it EP
Es läuft, wie es immer läuft. Miyagi sind eine Gruppe, sie veröffentlichen Platten. Kriesse und ich sind Gestalter, wir denken uns auf Zuruf Zeug dazu aus. Für die neue How to do it EP ist uns was mit Weltall und Public-Domain-Fotos des Hubble-Telekops eingefallen. Die Zusammenhänge erschließen sich nicht auf den ersten Blick, aber es muss ja auch noch Gründe geben, diesen Tonträger samt digitaler Verpackung bei iTunes zu erwerben. Weitere Gründe: Neben dem Titelsong gibt es diverse hitfähige Remixe (unter anderem von Frittenbude) und eine vertrackte Liveversion von Sideways. Ich empfehle wärmstens.

Ich werde das Wochenende und einige Tage drumherum in Berlin verbringen. Daniel, ich und unser ortloses, ausschließlich aus bekritzelten Zetteln und Milchkaffee bestehendes Webstudio werden die Orte dieser Stadt auf ihre Arbeitsplatzfähigkeit hin testen. Wir werden uns Gedanken machen, Limonade trinken und uns überlegen, was wir zum Web beitragen können. Berlin soll uns über die Schultern sehen, Steckdosen und kabellose Netzwerke zur Verfügung stellen und ansonsten vor allem das tun, was es am besten kann: inspirieren.

Am schönsten ist es, etwas Neues anzufangen. Vorläufig zu handeln und mittendrin alles wieder umzuwerfen1. Mit dem Web und im Web zu arbeiten ist ein großer Luxus. Weil Fehler nichts kosten, weil niemand verletzt wird, weil du nach einer Woche oder zwei Jahren alles wieder verändern kannst. Weil du das spätestens dann tun musst. Wir werden umwerfen und wir werden uns etwas Neues ausdenken.

Wer Lust hat, uns irgendwo auf einen Kaffee besuchen zu kommen, mitzugestalten, mitzucoden ist herzlich eingeladen. Wir freuen uns über Pings und Heyheyyeahs durch die angegebenen Kanäle. Die Überschrift erscheint mir im Nachhinein etwas pathetisch. Nun ja.


  1. Alles endgültig vorläufig, alles nur vorläufig endgültig. SJS. 

Januar

Launchen und dann liegen lassen, ist man ja nicht anders gewohnt. Die viele schöne unverbrauchte Zeit verschwende investiere ich momentan zu gleichen Teilen gemeinsam mit Daniel im Maschinenraum von Was mit Medien sowie mit einigen Bugfixes hier. Letzteres erfolgreich: seit gestern Abend ist auch der Feed wieder alive and kicking.

In der Zwischenzeit könnt ihr ja mal beim funkelblitzenden Stay Indie don’t be a hater vorbeischauen und euch etwas guten Musikgeschmack abseits der Elektronik abschauen. Was Dani und Kate da drüben machen hat Hand und Fuß und Beat und Wumms.

Dezember

Das Jahr hat mit wissenschaftlichen Phantomschmerzen begonnen; es endet gelassen und gewärmt in angenehmer Umgebung unter hohen Decken. Es war ein gutes Jahr für Platten und Clubs, für den Weg zur Bahn im T-Shirt, für DJ Phonos Welcome to your Life im Pudel. Was es zurücklässt: eine neue Stadt, eine selbstgebaute Umgebung, weitere Abstraktionen, Parties, Parties, Dächer, zerknitterte Jacketts, goldene Schuhe, ein Hochhaus, Gestaltung, Mopedos, Liebe zur See, eine Unersetzbare, Energie. Songs für 2008.

Winter

  • Explosion – Tocotronic
  • Tansmission – Joy Division
  • Like Knives (Tiger Baby Remix) – The Fashion
  • On Tape – The Pooh Sticks
  • And then our Thoughts became old again – Adam Kesher
  • Goblin City (Holy Ghost Disco Dub) – Panthers

Frühling

  • Two Steps, Twice – Foals
  • Sho-Ryu-Sdnmt – SDNMT
  • Geboren im Winter – The Aim of Design is to Define Space
  • C. 16th ± – These New Puritans
  • U.R.A. Fever – The Kills
  • Hamburg brennt – 1000 Robota
  • Where Da G’s (El-P Remix) – Dizzee Rascal
  • Quizshows – Ja, Panik
  • Space and the Woods – Late of the Pier

Sommer

  • Talk Like That (Miami Horror Remix) – The Presets
  • Fractales #1 – Apparat
  • Is Sorrow – Black Devil Disco Club
  • Cornflake Boy – Marbert Rocel
  • Olympic Airways – Foals
  • Kids – MGMT
  • Raise Me Up – Hercules And Love Affair
  • Welcome to your Life – DJ Phono

Herbst

  • Sexual Sportswear (SebastiAn Remix) – Sébastien Tellier
  • Bellona – Junior Boys
  • Comet Course – Flying Lotus
  • Beispiel – MIT
  • M.E.G.A.N. – Miyagi
  • Playboy – Jacque Palminger

Winter

  • Charlies House (Apparat Remix) – Nathan Fake
  • Parisian Goldfish – Flying Lotus
  • Das waren Mods – Superpunk
  • Stay The Same – Autokratz
  • 1St & 1St – Kieran Hebden & Steve Reid

Man soll ja immer anfangen, wenn’s gerade am schönsten ist. Während andere auf das Jahr zurücksehen, blicke ich kühn nach vorn und schaue, was sich dort zeigt. Bevor das Jahr morgen endet, beginne ich noch schnell etwas neues. electricgecko.de ist zurück. Ich habe mich bemüht, eine Hamburger Form meiner persönlichen Seite zu finden. Eine Form, die zu veränderten Umgebungen passt, zu anderen Tagen und neuen Nächten. Weil ich tatsächlich so albern bin, es ernst zu meinen mit dem Nichtanhaltenwollen und der permanenten Suche nach einem eigenen Ausdruck.

Die letzte, die dritte Version der Seite musste weg, weil sie wie ein schöner Basaltbrocken im Weg nach vorn gelegen hat. 2008 hat sich an ihr vorbeigeschoben, sie uninteressant gemacht. Die neue, die vierte Version wird wieder eine Weile Schritt halten. Ich bin gespannt, was das Jahr und Hamburg und Ihr und ich mit ihr anstellen werden. Die Kommentare sind offen.

Was ich mir bei der neuen Gestaltung gedacht habe, warum man nichts mehr wiederfindet und wie die Form den Inhalt bestimmen wird, habe ich in einem eigenen Eintrag aufgeschrieben.

Wie es hier aussieht! Ja, aussehen tut es, und zwar anders als vorher. Ich sollte das erklären. Als ich die letzte Version von electricgecko.de im Sommer vom Netz genommen habe, war es vor allem die starre Formatierung als Weblog, die mich gestört hat. Längere Texte sahen gut aus, alles Andere war mehr Behelf und Fensterkitt. Diese Version ist eine Weiterentwicklung der letzten, sie ist in einiger Hinsicht die konsequentere Umsetzung einer ähnlichen Herangehensweise: Struktur, Kopf und Fuß der Seite sind (natürlich) aus ähnlichen Elementen aufgebaut. Allerdings verzichte ich ausnahmslos auf Dekoration. Keine schönen Bilder, keine Tapetenmuster, keine Schnörkel, nichts dergleichen. Einzig der Inhalt darf funkeln und blitzen, und zwar nicht nur als Inhalt, sondern auch in seiner Präsentation.

Aus meinem Ärger über mein altes Journal hat sich schnell die Idee für die neue Version ergeben. Der Content soll flexibler, interessanter und angemessener präsentiert werden. Das ist nicht mehr als das Prinzip klassischen Editorial Designs; erzähle eine Geschichte durch strukturierende Gestaltung und konsistente Organisation von Informationen. Dieses Vorhaben stellt sich im Web ohne luxuriöse Möglichkeiten hinsichtlich Typografie, Raum und Präzision deutlich schwieriger dar. Schlimmer: Regelmäßig aktualisierte Websites (~ Weblogs) formatieren ihre Beiträge in der Regel nach einem festen Schema. Diese Form der Serienproduktion zu umgehen, ist schwer – zumindest, wenn man nicht wie Jason Santa Maria jedem Eintrag eine eigene Art Direktion angedeihen lassen will (die in seinem Fall kontinuierlich unfassbar gut ist).

Solche Ambitionen hege ich nicht. Trotzdem habe ich nach einem Weg gesucht, verschiedene Textsorten und unterschiedliche Arten von Fotos auf die ihnen angemessene Art zu zeigen – eine Sache, die ich an Tumblr sehr schätze. Um eine für WordPress handlebare und visuell ansprechende Methode zu finden, habe ich zunächst einmal diverse Notizbücher haltlos vollgeschrieben. Anschließend eingesehen, dass es so nicht geht, mich einen Spätsommersonntag lang hingesetzt und ein einfaches Gestaltungsraster entwickelt. Der große Hype um rasterbasiertes Webdesign ist ja inzwischen durch1, so dass man sich statt um How-Tos und hochglänzende Fertigframeworks nun endlich wieder um seinen Zweck und den praktischen Einsatz kümmern darf. Das neue Raster setze ich auf allen Unterseiten konsequent ein. Für das Journal bedeutet das: es gibt vier Layouts für verschiedene Inhalte, die die Optionen des Rasters jeweils unterschiedlich nutzen. Jetzt, zum Launch, sind drei dieser Layouts auf der Startseite zu sehen.

Mir ist bewusst, dass das Ergebnis des Redesigns visuelle Ecken und Kanten hat und in manchen Punkten vielleicht sogar kontraintuitiv ist. Ich habe lange versucht, diese Dinge besser auszubalancieren. Jeweils mit dem Ergebnis, dass mir der Look danach nicht mehr gefallen hat, weil er an Entschlossenheit und Spannung verloren hatte. Also bleibt es, wie ich es mag: kantig und vertrackt und simpel. Mit electricgecko.de halte ich es wie der Pudel Club an der Theke: Es gibt was es gibt.

Was es gibt:

  • Eine Seite für Projekte, die zu gleichen Teilen mit Ideen, Gestaltung und Programmierung zu tun haben.
  • Andauernd auf unterhaltsame und verwirrende Weise wechselnde Farbschemata. Mehr dazu bald.
  • Monats- und tagbasierte Archivseiten.
  • Kaum erkennbare Metalinks zu jedem Eintrag.
  • Fließtexte in Palatino.
  • Fußnoten.

Was es nicht gibt:

  • Ein Portfolio, weil ich als Inhaber einer Festanstellung momentan nichts herzeigen muss.
  • Eine eigene Seite für Fotos, weil ich im Journal zeige, was gezeigt werden muss und nichts besser funktioniert als Flickr.
  • Support und Bugfixing für den Internet Explorer.

  1. Mit dem Ergebnis, dass jetzt hunderte Seiten aussehen wie Subtraction

Neuere Texte über Selbstreferenz