electricgecko

August

Night food market across from Fu Lu Show Complex, stall after stall clad in foam and polymer plastic, covered with laminated color prints of laksa bowls, tou foo and noodles and neon-colored jelly desserts. Everything here is good, if a single dish was not, its vendor would be driven from their stall by a mob of blue-collar workers. Here, they gather to slurp mie and use their Samsung phones to watch the amped up stuff that evolved from american sitcoms in the studios of Chengdu. The satay tou foo may be the best chinese I had in months, despite the knifelike edges of the thin plastic spoon they handed me to ensure I finish every last drip of the spicy sauce. (03-28-17)

Lounging on one of the grey stretchers that line the Park Royal’s fifth-floor pool, the sounds of Pickering Street blend into Carsten Joost’s Ambush playing on my headphones. Unable to separate the faint pink noise that softly lines the track from the humming of cars. Singapore is measured and efficient, foregoing the transitional elements of urban life. Citizens and visitors alike are expected to be driven, moved, teleported from capsule to capsule, all but removing the urban fabric as ground for experience and life. There is soft light and well-kept brutalist architecture. There is Perrier with lime and always a hawker stall close by. Nowhere to be found is Tokyo’s depth and profoundly logical spirituality nor Seoul’s frantic pace and ubiquitous lust for consumption. It is an irritating place, but by now a far cry from Disneyland with the Death Penalty. An amalgam of soft places, connected by a pragmatic system of hyperlinks. An exceptionally fine void has formed around me, from the greenery draping concrete isohypses above to the domes of Esplanade, extending to the far right of my view. I am at ease, but the calm does not reach my heart. It may be emotional boredom, it may be my restless nature. (04-12-17)

The faint iridiscent glitter of small square tiles rushing past below me, reflecting Singapore’s hazy cloudscapes, distorted by my lazy swim strokes as I dive the length of the pool, imagining the view of an southeast asian metropolis gliding past, wondering whether it will still be there when I open my eyes. (04-12-17)

(Aus meinen Reisenotizen in Singapur.)

  1. Every place is warmer and less windy than Hamburg (except for San Francisco on summer evenings).
  2. Whatever happens: One bag only. No checked luggage ever.
  3. You despise overpacked luggage more than you enjoy the greater flexibility of having more things with you.
  4. Everything made from cloth needs to be in a compartment in your bag, a mesh compartment, army-rolled or velcro-strapped.
  5. If you have to bring a heavy item, it should be the center of your travel wardrobe. It should be wearable every day, especially when in transit.
  6. If there is an occasion that requires a specific outfit or equipment, the rest of your luggage should be organized around that occasion.
  7. Your luggage and all compartments have to be light. No leather, no canvas. Use Xpac, Dyneema and Cordura.
  8. On the move, you will want to wear functional garments (~ light, warm, many pockets) disproportionally. Pack those, pack less of everything else (the ACRONYM® rule).
  9. Heavy and/or chunky footwear is only acceptable when you never have to carry it in your luggage. It needs to be versatile enough to be worn every day.
  10. If, in a fit of radical decision-making, you travel with one pair of shoes only, they need to be perfect in fit and optics.
  11. If you are on the move for more than five consecutive days, bring an electric razor to shave your head.

To be extended.

Als ich schließlich das bauhaus erblickte, das ganz aus einem Stück gegossen zu sein scheint wie ein beharrlicher Gedanke, und seine Glaswände, die einen durchsichtigen Winkel bilden, mit viel Luft verschließend und doch von ihr getrennt durch einen exakten Willen […]. Dieses Bauwerk steht gewissermaßen im feindlichen Gegensatz zu den benachbarten Häusern und zum Erdboden selbst, zum ersten Male sieht hier die Erde einen Kult der nackten Vernunft […]. Jeder Winkel, jede Linie, jedes kleinste Detail wiederholt hier eindringlich die Schlussworte seit der Schulzeit vergessener Theoreme: Was zu beweisen war. — Ilja Ehrenburg, erster Besuch am bauhaus Dessau, 1929. Eine der zahlreichen signifikanten Textpassagen unserer Reise in die beiden bauhausstädte.

Der Sinn für den absoluten Nachdruck in Musik und Visuellem, die Lust am unterscheiden und zementieren (wie rar das ist!) – sie sind mir nicht abhanden gekommen. Aber mein kognitiver Apparat scheint gerade zu aufgeraut, als dass er mich die Reibung mit allzu gratigen Oberflächen als belebend und antreibend empfinden lassen könnte. Für den Augenblick gehört jedes Momentum und jede Energie hinter massive Luftpolster. Eingehüllt, so dass ihr Gewicht deutlich spürbar bleibt, ihr Aufprall aber nicht. Eine ortlose Kraft, die jeden Winkel der Wahrnehmung füllt.

House und Dub spielen also weiterhin wieder eine Rolle, in ihrer reduzierten und warmen Form. Es ist sicherlich dieser Sommer, aber auch das Jahr: Abgepolstert, fern, ganz gut damit.

Alex weist mich auf Tlim Shugs exzellente Mutuality EP hin, und füllt damit das Zentrum der Playlist, von der ich nicht wusste, dass sie ich sie dringend brauche. Rari Techno ist seltene reine Wärme, ein Track wie aus 2007, als sowas noch die ganze Nacht im Bunker lief und niemand dazu ausrastete. Weiterhin auf der Liste: Die exzellente Mental Universe-EP von Artefakt, Basic Channel (wie berichtet) und die humide Acronym-Platte aus dem vorvergangenem Jahr. Maximaler Nachdruck, nur mittelbare Berührung, das scheint richtig für den Augenblick.

Juli

Ich höre wieder Basic Channel und alles drumherum, in diesem Sommer. Große Ruhe liegt über den Pfaden, die durch die Stadt führen, und auch aus ihr hinaus. Wir reisen durch Europa, um Ausstellungen zu sehen und die Haptik und Atmosphären der Gebäude niederzuschreiben. Wir haben noch Momentum und die Energie für konzentrierte Wiederholung. Also Dub, und er zieht Ellipsen komprimierter Leere durch Wochen. Der negative Raum, den diese Musik lässt, ist recht für das Nachzeichnen der Pfade, den ersten Schritt in den Regen oder das Summen eines sonnigen Tages bevor er wirklich beginnt. Going through the motions, but doing so with increased mindfulness. Möglicherweise ist das Nichts noch einmal neu zu lernen, oder immer wieder.

Dieser Sommer, Basic Channel, Maurizio – M06A: “Monumentaler Realbuddhismus. Kunst, die man nicht sieht. Musik, die man nicht hört. Ein Denken, das alles irgendwie denkbare schon erledigt hat und jedem dadurch alle Freiheit gibt und einen so einfach komplett in Ruhe lässt. Das Geheimnis der Verborgenheit der Nichtüberprägnanz.”

Genau, und: Ich verstehe wirklich nicht, wie es paar Leuten da in Berlin gelingen konnte, so weit und so lässig ins Überindividuelle auszugreifen. Wo haben die das hergenommen? Das Weglassen können?

Ja, Rainald. Vor 19 Jahren, immer noch.

Mai

Den in dieser Zeit stets mitzudenkenden Kontextverweis auf die politische Weltlage unterlassend, wies mich Hannes gestern auf den Ausspruch Andrei Sinyavskys hin, dass seine Differenzen mit dem sovietischen Regime in erster Linie ästhetischer Natur seien:

The writer Andrei Sinyavsky, perhaps the first person to become known as a Soviet dissident, once quipped that his ‘differences with the Soviet regime were primarily aesthetic.’ Buried in a dense autobiographical essay and qualified as a joke, the line nonetheless was and remains one of the most-repeated sentences among the differently minded in the Soviet Union and in Putin’s Russia.

Die Oberfläche ist der Ausdruck, also das Wahrnehmbare, zu Anschluss und Konstruktion entschieden Angebotene des Inneren. Die Entschiedenheit ist das Wichtige, also die Bewusstheit der Entscheidung nach Forschung, Überblick und Prüfung der Kriterien (welcher Kriterien auch immer). Nur was in eine Form gebracht wird, ist vorhanden und kann verwendet werden, für Kritik und Anschluss, im Gegenteil zum vermeintlich organisch Erspürtem. Das Innere ist die Leerstelle und die Kritik am wie, an Optics und Haptics der Macht und der Gesellschaft ist die Achse der Diskurse – hier geschieht Arbeit, die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit verdient.

(Im Februar 2017)

Ich bin generell interessiert an Material und Prozess, in Kunstarbeit wie in der Arbeit am Leben im Allgemeinen. Musik und Zustände, Konfiguration von Orten und Bewusstsein, gebaute Welt und erlebtes Unterwegssein als Material zu betrachten, das einer kognitiven Prozedur unterzogen wird, erscheint mir naheliegend und vertraut. Output, als Gelebtes und Veröffentlichtes, geschieht zeitversetzt und ist gebrochen durch die Bedingungen der handelnden Person.

Wenige Bearbeitungen der erlebten Welt fesseln mich so sehr wie der fortlaufende Narrativ von Wolfgang Tillmans. Tillmans-Ausstellungen sind Anlässe zum Abgleich und zur Rückschau. Sie sind die Resultate des Durcharbeitens von Gegenwart auf persönlicher, privater, öffentlicher, erotischer und politischer Ebene; des Zusammenfügens dieser Ebenen1. Tillmans‘ 2017 ist eine weitere Zäsur dieser Arbeit, die aktuelle Aufnahme dieser Zugangsrichtungen und Interessen. Es ist eine expansive Ausstellung, sie füllt drei Etagen der Tate Modern2. Hier sind fünf Jahre vergangen und zurückgeworfen, in die ganz bestimmte Form einer Installation präpariert, die das Medium des Künstlers Wolfgang Tillmans ist. Die Arbeiten des Fotografen Wolfgang Tillmans finden darin Verwendung, sie werden der architektonischen Anordung unterzogen und der Aufschichtung von Material hinzugefügt.

Das ist der Prozess, und 2017 durch die Hallen an der South Bank zu folgen bedeutet eine Pause der eigenen Bearbeitung der Gegenwart und ihrer nahen Vergangenheit, einen Abgleich und das in Frage stellen der eigenen Gedankenarbeit. Ich verbrachte einen Tag in der Ausstellung und im Untergeschoss des noch einigermaßen neuen Switch Houses, der freie Beton wie eine Leinwand für die Nachbilder der Ausstellung. Die Arbeiten und die Vielzahl der Verweise in 2017 ließen mich überwältigt zurück: Mehr das zu sehen, so vieles das noch zu wissen ist. Mehr noch war es die Einsicht in Material und Prozess, die seit dem als Kritik und Ermutigung mein eigenes Durcharbeiten der Welt und des Lebens begleitet.

2017 ist eine der wichtigen Ausstellungen meiner letzten Jahre. Ich empfehle sie jeder und jedem, der denkt und fühlt: Besucht sie unbedingt! Sie läuft noch bis zum 11. Juni 2017.


  1. Einen Auszug habe ich vor kurzem hier zitiert

  2. Dazu ergänzt um die Installationen und Performances unter dem Titel South Tank, die ersten, die in diesem neuen Flügel im Untergeschoss des Switch House stattfinden. 

April

Beyond-Jalan-Tun-Razak

Surfaces are ambiguous: the pattern in the underground trans in Berlin, for example, a so-called antigraffiti pattern (sic), could be a fashionable camouflage pattern but at the same time represents the suppression of youth culture. I am interested in this ambiguity of codes and surfaces, and the fact that they carry content. Since the early nineties, I have been working on an ongoing group of pictures called Faltenwurf, pictures of clothes as they hang to dry or lie abandoned. To me clothes have always been a significant part of the visual world. They are a major part of our surface, our membrane between the outside world and the body. They are a sensual surface as well as a sculptural surface, and they say a lot about the orginazation of human life in general.W.T., in einem der collagierten Fragmente im selbstreferentiellen Raum 12 der fantastischen Ausstellung Wolfgang Tillmans: 2017.

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