
Wiederum Gestaltung. Dieses Mal für die Ausstellung shifting positions im Museum Goch. Zu sehen sind interaktive Arbeiten von Franz Erhardt Walther und eine Perfomance des Duos Prinz Gholam. Ich durfte das Ausstellungsdesign beitragen. Neben einem typographischen Dings in Optima Extrablack (hier als Wandsticker im Museum Goch) habe ich Einladungen und Plakate entworfen. Eine große Freude and some nights well spent. Foto vom Kurator der Ausstellung, Christoph Platz.
November
September

Gestaltung für Kunstveranstaltungen zu machen ist besonders schön. Einerseits herrscht Verständnis für Irritierendes und Interessantes. Andererseits ist die Rolle der Gestaltung immer noch die einer Erfüllungsgehilfin — Kunst beschreien oder mit ihr konkurrieren sollte sie nicht. Aber sie sollte ihr das Wasser reichen, nicht ungelenk durch künstlerisches Terrain stolpern und mit dem Hintern die Geranien umstoßen.
Gestaltung für Kunstveranstaltungen zu machen ist besonders schwer, wenn die Veranstaltung ein hohes Niveau und spannende Inhalte verspricht. Der Fall ist das bei Over and Out
, der Ausstellung, die in der vergangenen Woche am Hafen in Münster eröffnet wurde. Dabei sind unter anderem der bereits genannte Sebastian Freytag und Lars Breuer vom Kosortium D. Dem Titel entsprechend zieht Over and Out
ein Kreuz zwischen der einen Hafenseite (der schmutzigen, schönen) zur anderen Hafenseite (der bereinigten, ganz okayen) bis rüber zum denkmalgeschützten Bürogebäude in der Herwarthstraße.
Ich habe mich bemüht, mit den Plakaten und Einladungskarten die metaphorischen Geranien stehen zu lassen. Over and Out
hat sauberes Parkett verdient. Wer bis Mitte November in Münster zu tun hat, sollte diese Ausstellung besuchen. Weitere Informationen gibt es bei der AzKM.
August
Nur Dinge aufzählen die man mag, das ist langweilig und gilt nicht; außerdem gibt es für soetwas inzwischen Tumblelogs. Dennoch, es ist Sonntag, da darf man sich auch mal auf den puren Verweis beschränken. In diesem Fall auf die Arbeiten von Sebastian Freytag.
Seine Installationen und Gemälde bewegen sich entlang der Grenze zwischen minimaler Kunst und Grafikdesign. Arbeiten wie Villa
oder Error
würden als Funktionskunst im Rahmen einer Unternehmensidentität ebenso funktionieren wie sie es als freie Anwendungen von Typografie tun. 
Sebastian Freytag ist Teil des Düsseldorfer Künstlerkollektivs Konsortium D. Im September wird er als Teil einer Gruppenausstellung der AZKM in Münster zu sehen sein. Bis dahin lohnt sich ein halbe Stunde Sonntagszeit für die ausgiebige Begutachtung seiner bisherigen Projekte. Und jetzt zurück in die Sonne.
Sometimes, it’s just an Airport
Juli
Es ist erstaunlich, wie konsistent die Themen der Explore-Sektion bei Flickr, die Mengen an Fotos und Grafiken bei ffffound! (und artverwandten Visual-Bookmarking-Anwendungen) sind. In der uneingrenzbaren Masse aus – zweifelsohne großartigen – Portraits weiblicher Fotomodelle, Produktshots und Farbexplosionen nehmen sich andere Themen aus wie Fremdkörper. Dronen im Blumenbeet.
Stille, Abstraktion und Distanz müssen ohne emotionalen Reflex ihrer Betrachter auskommen. Ihnen fehlt der praktische Vorteil einer Bedeutung, sie sind auf Textur und Oberfläche reduziert. Um so mehr haben sie einen ausdauernden Blick und Auseinandersetzung verdient. Das gilt zum Beispiel für die Naturmotive der Serie Here · Ings – eine Art visuelle Field Recordings, die mit dem Untertitel A Sonic Geohistory
als Bildband erschienen sind. Außerdem sehenswert: Larry Gottheims Kurzfilm Fog Line (1970), der sich Wiederholung und Stille in Bewegung mit anderen Mitteln nähert, sowie die Arbeiten des niederländischen Künstlers Bas Jan Ader1.
Meinen bescheidenen, andauernder Versuch, Texturen und repetetive Strukturen aufmerksam zu begegnen, dokumentiert das Flickr-Set Postmodernism.
Via datdatdat, deren/dessen minmalistische eigene Arbeiten zur Datenvisualisierung ebenfalls einige Blicke wert sind.
Der allein für die tolle Website von Folkert Gorter (of But does it float Fame) Aufmerksamkeit verdient hat – auch wenn er bereits 1975 auf dem Ozean verschollen ist. ↩
Es ist nicht so schwer, ein starkes Corporate Design für ein gutes Produkt hinzubekommen. Talent für Gestaltung und Kommunikationsstile ist da draußen im Web reichlich vorhanden – leider und häufig gezwungenermaßen gepaart mit der Bereitschaft, dieses auch für wenig bis kein Geld einzusetzen. Zumindest, wenn es um ein kredibiles und hochwertiges Produkt geht. Fame, ein fester Teil des Honorars, wie die Steuern.
Vor diesem Hintergrund darf man dem frischen, norwegischen Jeanslabel mit dem sehr guten Namen Anti Sweden bereits jetzt Erfolg auf der ganzen Linie attestieren. Alles richtig gemacht: Großes Selbstvertrauen in Namen, Ansage und Wortmarke an den Tag gelegt, anschließend die postmoderne Umwidmungsmaschinerie so gewinnbringend wie möglich in Gang gesetzt. Die Death-Metal-Referenz ist noch nicht allzu abgegriffen, bringt einen angemessen schrottigen Illustrationslook mit (Typ: dezent okkultes Kugelschreibergekritzel) und liegt allein aus geographischen Gründen (Oslo!) nahe. Dass verhuschtes Doomzeug à la Wolves in the Throne Room gerade hip ist, schadet sicherlich auch nicht.
Ich bin vom Look und der Inszenierung ganz hingerissen, weil sie so konsistent und bold (falls jemand eine adäquate deutsche Übersetzung kennt, setze ich sie gern hier ein), aber gleichzeitig sehr albern sind. Bitte mehr solche Projekte, mehr liebevolle Produkte, mehr überdrehtes Popkulturdurcheinander. Wir helfen auch alle gern, we’re only in it for the fame and a free pair of black overdye slim fits.
Mehr Fotos vom Anti-Sweden-Labellaunch und weitere Spitzenartworks von Justin Bartlett gibt es auf der temporären Website, antisweden.no.
Mai
Ich habe ein Poster als Geburtstagsgeschenk für Kriesse gestaltet und direkt einige mehr drucken lassen. Freunde in Hamburg und Berlin: watch your mailboxes. Waldfoto von Sarah.
Solange der alte Allgemeinplatz vom Content als King und Kriterium noch wiederholt und geglaubt wird, solange werde ich nicht müde, dagegen zu halten. Zu behaupten, dass Form und Präsentation mindestens Queen und gleichberechtigt sind. Inhalte sind verfügbar und austauschbar, für wenig oder kein Geld zu haben. Es gibt mehr Mängelexemplartaschenbücher als reguläre Ausgaben. Doppeldigipack-Editionen relevanter Platten kosten einstellige Eurobeträge und damit weniger als ein Plastikessen in der Mönckebergstraße.1
Den Unterschied macht die Form, Inszenierung, Performance. Nichts kann mehr gut sein, das nicht gut aussieht (Credit: ZIA). Gestaltung ist nicht, was drumherum ist. Gestaltung ist, was den Inhalt zu etwas Relevantem macht. Zwei Beispiele, über die ich mich heute sehr gefreut habe.
Erstens, eine neue Reihe von Science-Fiction-Klassikern. Ich habe für diese Sorte Literatur recht wenig übrig. Doch die Art, mit der Sanda Zahirovic aus extremer Mittel- und Materialbeschränkung eine umwerfende Serie von Coverartworks kreiert hat, gibt der Auflage eine andere Qualität. Das Artwork für Eon von Craig Bear – ein Foto des Titelprints auf einem eingerollten Druckbogen – ist nichts weniger als grandios. Dabei ist der kurze Umweg über die dritte Dimension zurück in die Zweidimensionalität an sich ein simples Maneuver. Bonuspunkte für weitere Metaebenen im Umgang mit dem Romanwerkstoff Papier. Eine Freude.
Noch besser ist es, wenn die formalen Kriterien Teil des Inhalts werden. Ist beides verwickelt und ineinander verschlungen, wird die Sache mit der Abgrenzung so schwer, dass man eher von funktionalen Gesamtartworks sprechen sollte.
Ein schönes Beispiel ist das sehr gute Album Atavism des Elektroprojekts SND. Musik und Verpackung sind so streng in Konzepte und Regeln eingezwängt, dass größere Abstraktion und Spannung schwer vorstellbar sind. Die Musik setzt sich aus einer minimalen Menge Sounds zusammen, die allein durch Wiederholung und Überlagerung zu einem Groove zusammenfinden und wieder zerfallen. Das Cover verwendet Farbe ausschließlich auf den Innenseiten des CD-Sleeves und macht Informationen über Laufzeit und Titel des Albums als farblose Prägungen sichtbar. Die Platte gibt es bei Raster-Noton zu kaufen. Mehr Fotos der Verpackung hat ihr Gestalter, chokogin, bei Flickr hochgeladen.
Fordern dafür allerdings den Weg in die Elektrodiscounterhölle. Das sollte man sich per Schadensersatzcoupon vergüten lassen können. ↩
Die Welt ist doch bunt und interessant. Zieht man an beliebiger Stelle einen losen Faden heraus und folgt ihm ein Stück – man kann sich darauf verlassen, an bekannten Orten und Icons vorbeizukommen. In Stockholm bin ich in dem sehr geschmackvollen Club Almänna Galleriet 925 in die Gewinnerausstellung des Kolla! Designpreises geraten. Zwischen viel guter Illustration, Fotoprojekten und einem Beerdigungs-CI von Kristian Möller bin ich in einer der wenigen Editorial-Arbeiten über das Cover der Heron Debut EP gestolpert. Spitzenname, Spitzencover. Beide landeten im Moleskine, for further reference.
Turns out: Heron ist ein Minimal-Projekt aus good old Münster. DIe Gestaltung kommt von Till Wiedeck, der nicht nur ein unfassbar gutes Portfolio vorweisen kann, sondern ebenfalls in Münster lebt (und dessen Arbeiten schon länger bei meinen liebsten Bookmarks liegen). Wer in Münster mit offenen Augen durch die Stadt geht, kennt zumindest seine Plakate und die CI für die Schaltkreis-Parties.
Eine Freude, wenn sich die Dinge so ministeckmäßig zusammenfügen, Schleifen drehen und im Zeichensystem des eigenen Lebens wild umherzeigen, wie es ihnen passt.
April
Wenn die Summe der gefühlten Durchschnittstemperaturen an vier aufeinander folgenden freien Tagen größer ist als achtzig, sind ausschließlich Wiesen und Parks akzeptable Aufenthaltsorte. Faustregel. Man wirft sich tagsüber Frisbees zu und hört sich nachts eingängiges Zeug an dunklen Orten an. Das alleräußerste, was an Produktivität dabei herausspringen darf, ist ein launiger Relaunch des eigenen Tumblelogs.
Ich habe mich über das lange Wochenende einige Stunden lang meiner momentanen Freude an generischem Blau hingegeben und dem Seitenblog bei soc.electricgecko.de eine neue Form gegeben. Herausgekommen ist etwas, das meinem selbstveordneten Grundsatzcredo für alles (Schrottige Eleganz
) recht nahe kommt. Wer nur Feeds oder das Dashboard ließt kann ja kurz reinschauen und sich verwirren lassen. So sieht das aus.

