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„Who are the men?“ they ask, hawkishly.

„It’s okay – they’re reliable,“ Furiosa assures them. What a wonderful choice for a word: reliable. No finer point of praise under these circunstances and many others. I am a fan of Kelly Sue DeConnick’s Bitch Planet comic book series, and have been happy and inspired to see many female fans of that series getting that story’s symbol for „non-compliant“ – a woman who does not agreeably fit the requirements of docility and femininity ascribed to her by the patriarchy – tatooed on their arms. In like kind, I hope to live long and well enough to deserve getting „reliable“ tatooed on mine.

— Matt Brown, All we have are our Bodies on Fury Road, 29

Beneath the Camperdown Elm

Auf der Bank unter der Laubenulme, den See überblickend. Er ist in diesem Jahr noch nicht erwacht: Das Wasser ist still, kein gleitende Bewegung irisierender Schuppen, grüner Schlamm und keine Enten. Ebenso stille Bäume, die in den marmorierten Himmel reichen. Die Orchideen blühen bereits, blassviolette Blätter und ein blassvioletter Geruch. Die Ulme selbst steht in weißer Blüte. My Disco’s Forever scheint mir die richtige Art momentaler Gewichtslosigkeit für das Hier und das Jetzt. Die Gesamtheit dieser Dinge ist das Ergebnis dieser Wahrnehmung und ihrer Echos in die Zukunft, ohne Abbildung und Anschluss. Diese Bank wird hier sein, wenn die Sonne scheint und sie wird hier sein im seltenen Schnee. Dieser Ort ist verflochten mit den Worten, die ich hier geschrieben habe und die ich hier schreiben werde, wenn ich zurückkehre. Er ist ein erreichbarer Ort in meinem Universum und in vielen anderen, und er wird es immer gewesen sein. 今日庵庭園, Garten des heutigen Tages1. (Serralves, am See, 11. April).


  1. C.f. Konnichian teien 

Was mir nicht gehört

Die folgenden Texte habe ich am 15. April 2020 im ISLAND gelesen, als Teil der Aktion Fill the Void, die der weltmiserebedingten Leere des Veranstaltungsortes entgegenwirkte. Ich habe allein getrunken, gegessen und gelesen, in einem Anzug aus Wolle. Zwischen den Texten habe ich Musik abgespielt, die Playlist am Ende dieses Eintrags.

Nützlichkeit
Schönheit
Bestand
Dauer
Architektur

drama 2
das ist und bleibt so. was dir zustößt ist für dich wichtig. was dir zustößt ist wichtig für dich. wenn du es aber erlebst? dann rede ich drüber. mit wem redest du drüber? manchmal hört mir einer zu. der nichts zu tun hat. und dann hast du drüber geredet. ich habe es erzählt. stimmt denn das, was du dir erzählst? natürlich weiß ich, daß es nicht stimmt. also, du lügst dich an? nein, du verstehst mich nicht. ach, du weißt nicht, was du dir erzählst? doch doch. also lügst du nicht? natürlich nicht, aber ich weiß, daß es so, wie ich es erzähle, nicht gewesen ist und nicht ist. warum erzählst du es dann, wenn es nicht stimmt? ich meine manchmal, es stimmt schon, wenigstens ungefähr. aber dann weiß ich es wieder besser, ich fühle das, sehr deutlich. aber dann erzähle doch einfach ganz genau, was du fühlst und was du weißt. du hast mir ja gar nicht zugehört. wenn man sich mühe gibt, dann kann man auch sehr komplizierte sachverhalte sprachlich ausdrücken. aber dann gehören sie mir nicht mehr. willst du nicht teilen? ich kann nicht erzählen, was mir nicht gehört. so hat es mir nie gehört, wie ich es erzählen könnte. du mußt nur wollen, du mußt dich bemühen. du verstehst mich nicht. gehört dir das, was du sagst, wenn du sagst: ich verstehe dich nicht? du sprichst nur, mehr nicht. und du erlebst etwas, dahinter, hinter dem reden? nein, du versehst mich nicht und du verstehst dich nicht. du bist anmaßend. ich bin nur traurig, aber ich bin nicht traurig, weil es sinnlos ist, traurig zu sein und weil ich das weiß. du hast nichts begriffen. (nickt, wortlos, aber nicht traurig) (Schmidt)

Sokrates: Es ist also vernünftig zu denken, daß die Schöpfungen des Menschen entweder im Hinblick auf diesen Körper gemacht sind, und diesen Grundsatz nennt man die Nützlichkeit, oder im Hinblick auf seine Seele, und hier handelt es sich um das, was man unter dem Namen Schönheit meint. Anderseits aber muß der, der baut oder schafft, da er es mit dem Rest der Welt zu tun hat und mit der Bewegung in der Natur, die immerfort bemüht sind aufzulösen, zu verderben und umzustürzen, was er hervorbringt – ich sage, es muß ein drittes Prinzip anerkennen und muß versuchen, dieses seinen Werken mitzuteilen als einen Ausdruck des Widerstands, den sie ihrem vergänglichen Geschick entgegensetzen sollen. Er sucht also den Bestand oder die Dauer.

(Paul Valery, Eupalinos. Paris, 1923.)

Abteilung Worte
gauntlet
gambit
transat
datascape
synaptic dust
the dust gods
involuntary parks
shinzui
seriously untethered noetics
virtuecore
house of dust

The work – The idea that all of your doing, including the studio, the way the light falls into it, your tools, the arrangement of it all, your unused material (the work you yet have to do) – it all is the actual work, the work of your life, it is the things you are about, die dinge die bei dir vorkamen. your meta-work is your actual work. The pedestals matter as much as the artworks they support.

Liste 3
Zwang
Einführung
Grundlagen
Gründ(e)
Beweis(e)
Zusammenstellung
Kombination
Wiederholung
Tatsachen
Protokoll
Kollektion
Geißel
Funktion
Statik
Einsturz
Bauweise
Konstruktion
Struktur
Fundament
Material
Dokumente
negative Beispiele
Zeugen

I’m not into fun, I’m into concentration.

(Der Text von Haus der Lüge.)

Die undifferenzierte/nicht-dychotome, unabschabschaltbare Arbeitsfähigkeit (und ihr endlose Arbeitswille) der Algorithmen reflektiert die entscheidende Eigenschaft des Kapitalismus, die ihn über alternative Organisationsformen hat triumphieren lassen: Der Einschluss der Verneinung. Wenn es nicht um eine Leitdifferenz geht/wenn es nicht um Inhalte geht, sondern um Effizienz, ist auch Kritik in erster Linie eine Ressource für wirtschaftlichen Erfolg. Die Ablehnung des Kapitalismus zu einem vermarktbaren Produkt zu machen ist die rekursive Auflösung jeden Widerspruchs durch Einschluss in die Effektivitätslogik. Dass der Kapitalismus, und in seiner Folge der Algorithmus, seine eigene Verneinung einschließt (Abstand nehmen vom Algorithmus heißt, ihm rückschlussfähige Daten zur Verfügung stellen, man kann nicht nicht kommunizieren, man kann nicht nicht gelesen werden), ist der Grund für das Ende der Geschichten und Diskurse, und, in mittelbarer Folge, dem Rückzug ins Immaterielle und dem Beginn des Raubbaus an der letzten existierenden Ressource: Bedeutung.

große störungen entfernen sich und machen platz für eine lange ruhige und gerade linie die sich auf eine sehr stabile weise in die zukunft bewegt.

Was it eine Diva? Eine Diva ist eine Person, die Bedingungen unterliegt, die Außenstehenden nicht unbedingt klar sind. (Bargeld)

Selbstdisziplin und Intensität sind berauschend, und berauschende Dinge darf man nicht übertreiben, sonst spürt man sie nicht. Langsamkeit, Intervall, den Kick der Disziplin rationalisieren. Mit den Jahren wird klar, dass diese Worte nicht das Gegenteil der Agenda sind, sondern ihr Endgame. Totale Intensität und völlige Ruhe als Einheit der Differenz, しんずい (Shinzui), following the material and guiding it at the same time, until coherence emerges organically.

L.A. is the apocalypse: it’s you and a bunch of parking lots. No one’s going to save you; no one’s looking out for you. It’s the only city I know where that’s the explicit premise of living there – that’s the deal you make when you move to L.A. The city, ironically, is emotionally authentic. It says: no one loves you; you’re the least important person in the room; get over it. If you can’t handle a huge landscape made entirely from concrete, interspersed with 24-hour drugstores stocked with medications you don’t need, then don’t move there. It’s you and a bunch of parking lots.

Los Angeles is where you confront the objective fact that you mean nothing; the desert, the ocean, the tectonic plates, the clear skies, the sun itself, the Hollywood Walk of Fame – even the parking lots: everything there somehow precedes you, even new construction sites, and it’s bigger than you and more abstract than you and indifferent to you. You don’t matter. You’re free.

(Geoff Manaugh, Greater Los Angeles. BLDGBLOG, 2007.)

Playlist

The prevalent emotion in context with the death of a loved one is the brutal and finite realisation that we are the lucky ones, who get to continue to witness the world, that get to continue to watch, to listen, to love, to inscribe ourselves. We get to continue to do the things that – to a certain degree – are possible because of those that came before us. With this comes the urgent realisation that we must not waste a minute, an impetus, a connection. We need to ferociously continue to be ourselves, we owe it to those who had to go.

Arbeit

Unfähig irgendetwas als etwas anderes als Arbeit zu betrachten. Arbeit als Gemütszustand, als Weg, sich Dasein zu erlauben. Die Welt in Arbeit auflösen, die Welt als Arbeit einrichten. Arbeit und die Fragen: Ist es zu verantworten, jetzt nicht zu arbeiten? Wie lange kann man dann leben ohne dass das Universum hereinbricht und Tribut fordert? Ist es ein Katholizismus, der die Daseinsschuld aufgewogen wissen will? Protestantismus, der die Verweigerung des Lustprinzips zur Lust erklärt?

Es ist eine List (um sich zu umgehen), etwas großes in den Weg der Arbeit zu räumen, etwas das ihr ähnlich sieht, das stärker an ihre Rezeptoren bindet. Das sie besetzt und auslaugt, bis sich eine mittlere Intensität über alles legt und der Atem zu hören ist.

Und meine Unfähigkeit, Arbeit, wenn sie getan ist, als Triumph zu begreifen, sie auszustellen und davon zu erzählen. Allenfalls kann sie eingetragen werden in die Liste Getaner Dinge, aufgeführt im Resümee. In jedem Fall schnell vergessen und durch neue ersetzt, die Arbeit in Zeiten der Pest. (London)

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