Der Himmel über dem fernen Norden ist ohne Makel, ein Idealgradient in Grün, Türkis und Schwefel. Eine grafische, metaphysische Membran oder eine Schicht, die auf wundersame Weise wenige Milimeter unter den eigentlichen, astronomischen Himmel anodisiert wurde. Kein Motor, der irgendetwas altes verbrennt stört die Ruhe. In den Foyers der Ålandsbanken stehen niedrige Sitzmöbel aus Birkenholz um Gruppen von weißen Pendelleuchten. Es ist eine Abwesenheit des Wahnsinns in den Straßen, und der Geruch von Holz, überall verbaut zur Erdung aller Dinge, ein intuitives, erstes Material.
März
Ich zählte alle Katzen
In den Straßen von Bonfim.
Februar
Children’s Games (1999–) von Francis Alÿs ist eine fortdauernde Dokumentation des Spielens, über Kontinente und Zeiten hinweg. In Ricochets (Serralves & Barbican, 2025) wird diese Arbeit in einem räumlichen Durcheinander präsentiert – eine Ansammlung von Videoleinwänden in verschiedenen Winkeln und Größen, eine Kakophonie aus Freudenschreien, eine intense Konzentration bewegter Bilder. Möbliert ist die Ausstellung mit niedrigen, dreh- und rollbaren Hockern. Die Botschaft ist einfach und kraftvoll: Nichts spielt eine Rolle als Energie und Mut und Vorstellungsvermögen – es ließe sich argumentieren: Nichts existiert ohne Energie und Mut und Vorstellungsvermögen.
Game #19: Haram Football dokumentiert eine Gruppe Teenager, die in den umbrafarbenen kriegszerstörten Straßen von Mossul Fußball spielen. Das Video wird getrennt von allen übrigen Spielen gezeigt, in einem schwarzen Kino aus Holz, das zu diesem Zweck in der Ausstellung errichtet wurde. Es rührt mich zu Tränen; da ist kein Ball, und der Ball spielt keine Rolle. Es ist die Auflehnung der Vorstellungskraft: der gemeinsame Wille, dass eine andere Welt existieren muss, genügt um diese Welt zu erschaffen. Sie überlagert, was die Erwachsenen auf lächerliche Weise Realität nennen. „Children’s game is all there is, there is nothing more“, zitiert der kuratorische Text den Künstler. Wir müssen den Kindern, die wir waren, treu bleiben.
Die Welt existiert in mir, ich bin die Welt und die Welt ist ich. Nichts außerhalb meiner Membranen hat sich jemals wirklich angefühlt. Sobald ich mich der Welt zuwende, wenn ich meinen Sinnen das Wahrnehmen erlaube, bin ich überwältigt, geflutet vom Realen, von intenser Existenz.
Allein mit ihr genügt wenig. Ein offenes Fenster, unter dem das Gras gewachsen ist, ein Computer und eine Schallplatte. Der Blick folgt den Linien der Gebäude in zerbrochenen Straßen. Ich verberge mich in ihren Winkeln, roaming scapes and traversing infrastructure. Verborgen, sicher, still. Zufrieden entkoppelt in der schwebenden Welt, solitudo, modo pax ad inveniendum.
Der einzige Weg zu Permanenz ist Prozess: Die Dinge immer wieder herstellen, Konversationen ewig wieder beginnen, Worte erfinden um das Unveränderte abermals zu sagen, fortwährende Zerstörung und ewiger Bau. Die erfundene Welt verlassen und in neue Sterne stürzen, die Dinge unverändert, ihr Gewand stets neu. Ein Nichts das bleibt und Alles, das seine Leere im Zentrum verbirgt. Wir sind gemeinsam hier, ein Hier folgt uns zum nächsten. Die Singularität, ein schwingender Punkt, unendlich ausgedehnt in Raum und Zeit.
To live your life in balance, the forces that haunt you cancelled out, their energies converging into saturated stasis, forming your self-contained gravitational field to resist all externalities.
Januar
Das kleine Buch: Eher mitgenommen als eingepackt befindet es sich in einer Jackentasche, vorzugsweise im Inneren, griffbereit genug um in einem Moment der Ruhe schnell bei der Hand zu sein. Es sollte dünn sein und schön. Es verhandelt ein Sachthema begrenzten umfangs. Rasch aufgeschlagen ist es ein Ausweg, Anschluss an zuvor gehabte Gedanken. Es ist ein Gedankenzug, der für einige Wochen alle Orte verbindet. Das kleine Buch ist der Weg zu einem Ort mit klar definiertem Anfang und Ende. Die Ränder seiner Seiten eignen sich für Notizen und sein Umschlag dafür, nach einiger Lektüre neben der Kaffeetasse in der Sonne zu liegen. So setzen sich die Jahre nicht nur aus Reisen und Alben zusammen, sondern auch aus einer Anzahl nach und nach gekaufter und bearbeiteter kleiner Bücher. Sie enthalten, was hinter und unter den Dingen vorkommt. In der Tasche hinter dem Revers wartet eine geheime, in sich aufgewundene Dimension.
Dezember
Tschafon
Puflatsch
Gran Fermeda
Zehnerspitz
Neunerspitz
Haunold
Helmklamm
Schönbichl
Rote Wand
Mutenock
Schneebiger Nock
Eidechsspitz
Die Perspektive, die wir einnehmen ist wichtiger als die Dinge, die wir betrachten. Die Möglichkeit, eine Perspektive gemeinsam zu finden, zu entwerfen, herzustellen, und die Welt verändert vorzufinden – weil es nun eine andere ist, deine und meine.
My Tomba Brion was grainy, wet and rainy, shrouded, forlorn, empty. An abstract haven, a higher plane of beauty, Scarpa piercing one’s heart in the most calculated, measured way. The garden of death. condensed spatial elegy, semiotic intricacies at the highest resolution – crisp yet untainted by the burdens of explanation and expression: Intensity that remains abstract, intellectually and emotionally, linked in the venn of vesciia piscis, amorphous but distinct. Sharp and soft, present and evaporating into the venetian pasture surrounding it: If you want to be happy all your life, make a garden.
It exists at the end of a gravel road, at the end of a world, and the beginning of a journey. I would not like to trade it for another iteration. Es gibt nur die Kunst, die Liebe und den Tod, dazwischen gibt es nichts. Quiet and smooth, like all dangerous things. Sufficiently incomplete.
November
Wenn das Leben eine bestimmte Kurve beschreibt, erreicht es für einige Sekunden den Scheitelpunkt dieses oder jenes Momentums, und während sich die Gravitation verlagert und das Selbst durchfließt, entsteht für einige Sekunden Schwerelosigkeit (auf dem Dach des Museums: Sechs orange Wolken, Popcorn, ein Kran und der Turm, der aussieht, als sei er von Kenzo Tange gestaltet, an der Straße, die in die Vergangenheit führt). Die Universen tun sich auf und auch die Zeit, und alles ist gleichzeitig sichtbar, jede aufgewendete Energie, jede verbrauchte Zelle, alle Abstraktionen sind konkret. Hier bist du hingekommen, gefüllt mit allem, das du getan und gedacht hast. Von hier an, weiter.