electricgecko.de

Musik und Tanz, Wahrheit und Prophezeiung

It’s the end of July, and with summer solstice, new music introduces sense and perspective into the shoddy status quo. Darkside’s double LP is titled Spiral, and it offers an adequate kind of hermeneutic concentration emerging from one of the more sensible alternative universes. It is one of Darkside’s making: thick, slow and sludgy, swaying at its own pace, like foliage by some green lagoon. It is filled with wonder, and its deliberate pace belies the rapid sucession of ideas, diversity and freedom it offers.

This universe, I would like to inhabit. I have been trying to make Spiral drench and overwhelm me completely. I listen to it on all channels and many devices, analogue and digital, hi-fi and lo-fi. I listen to it as the sun paints graphic shapes across my linoleum desktop, I listen to it from the nighttime vantage point of a red London bus. I listen to it as atlantic waves crash into volcanic rock. I listen to it writing code, and I listen to it making my way home in the nights of Westberlin.

Simply said, this is eternal pop music, pop from a different continuum of pop, a different timeline: Music that seems familiar, but is unheard. Both the record as a whole and its nine individual tracks vibe restrained and easy at once, as if enormous energy was contained and held by an intricate weave of arcane forces.

Consider Liberty Bell, the LP’s apparent hit: It fades in fully formed, like a mysteriously upbeat freight train. Upon closer inspection, it evaporates into delicate weightlessness. All this seems to emerge from a single riff progression? There is one verse and one hook before everything disperses into the bridge, and further into nothing? Free and easy and gone, like a moment’s sun ray you noticed and enjoyed.

Consider Lawmaker, which feels like a spiritual from a different 1974. Like a radio reportage, the track takes us towards its moment of revelation. It arrives, and we stare into an imagined sun – but the feeling of elation is real. We are mere observers to the charlatan’s ploy, yet we find ourselves under his spell. It lets us believe that, for a brief moment, the summer could be real.

Compared to Darside’s first record1, the increased presence of David Harrinton’s steely guitar is a welcome source of organic diffusion and complexity, a mycelium growing in the rich soil of the Darkside groove. It is also responsible for the record’s most beautiful, life-giving moment: Only Young, a ballad, a veritable crooner hymn in full recognition of the fact that, sometimes, it’s all-important to say the words in the right way. Here is a triumph of presence and depth, green-eyed Soul Music, if such a thing exists in any imaginable allegorical universe.

Apollo says return to the sun
Apologies you’re on your own


  1. Psychic ist ein Album voller programmierter Grooves, so langsam und nachdrücklich als bewege sich Leviathan in karibischem Wasser um die eigene Achse – seven years between 2014 and 2021 somehow is the same span of time as between 1974 and 1981, which seems irresponsible. 

Memory Machine

Der Stromkasten, auf dem ich saß, steht an der selben Stelle. Er war noch unbemalt, zu dieser Zeit, ein gelbgraues Objekt, einen Meter zurückversetzt vom Weg, zwischen den Bäumen am Rand der großen Straße. Die asphaltierten Fahrradwege gab es noch nicht, und die Spuren auf der Kreuzung waren unmarkiert. Es war ein warmer Tag, alle Arbeit war getan und es gab nichts als auf dich zu warten. Ich blickte den gepflasterten Weg hinab und in die Sonne, ich faltete mein Sakko neben mir. Vermutlich hörte ich etwas Untriviales ohne Gewicht auf Dial oder einen der Tracks von der Angst and the Money, die wahr waren, zu dieser Zeit.

Ich wusste immer, aus welcher Richtung du kommen würdest. Ich wusste wie du aufblicken würdest zu mir und meinem Kasten, wie du da stehen und was du tragen würdest. Du würdest einen deiner Sätze sagen und ich würde in einem meiner Tonfälle antworten. Einen Plan gab es nie, nur vollkommenes Verständnis das nie von Dauer war, und wir folgten diesen Abenden in ihre Nächte.

Wir füllten die Gegenwart und unser Leben füllte die Zukunft. Ich erinnere mich kaum noch an dich, aber ich weiß, wer ich war, wenn du da warst, zumindest zu Beginn.

Ja, der Riss der Welt geht auch durch mich. Sie endete am Hafen, weil alles immer am Hafen endet. Aber ich weiß, wo sie begann, wo der Stromkasten steht. Der Mangel ist unsere glänzendste Eigenschaft. Wir werden nichts erklären, nichts begründen, wir haben nichts verloren als unser Interesse.

Night air, softly moving
inside and outside
your room after dawn
night air, softly moving
Kyoto wherever you are

Listening to Lawrence’s Birds on the Playground at night, on my bed in Rua da Miraflor. Roof window open, mind/world at ease.

Machine Learning

Also ich denke, ich bin zu lange weggeschlossen, in der weltumspannden Krankheit oder im Alter, sonst hätte ich nicht solche Gedanken: Sehnsucht Rave, äußerste Anspannung und Full Release. Flirrend in der Nacht verschwinden, alles heiß, alle da. Das kann ich mir schon vormachen, wenn es dunkel ist, und laut genug. Es sind konstruierte Erinnerungen an Nächte, die’s nicht gab, gesampled aus denen, die stattgefunden haben – das muss so eine innere Machine Learning-Sache sein.

Mega Trap klingt nach dieser Art Nacht, es ist eine Platte der Akkumulation: Sound unter Beton, der kurze Ausflug ins unendliche unwirkliche Freie zwischendurch, eine Berührung im Geschiebe, das leere Starren bis Drinks kommen. Ein Break verhallen lassen, das kollektive scharfe Einsaugen der Luft. Sie handelt von den Schönheiten und den Exerzizien dieser Zeit, von Facetten eines einfachen Themas, im Grunde eine Single, durch Dubtechnologie auf Albumlänge gedehnt.

Wie so häufig gewinnt Shed/Head High sein Material aus der Dekonstruktion des Groove – und baut alles neu zu einer Art prosthetischer Erinnerung zusammen, verschoben und anschlussfähig ist an ihre realen Vorgänger. Niemand produzuiert so klinisch und dreckig zugleich: Alles was nervt wird so lange entfernt, bis das Wesen der Welt/der Nacht präzise freigelegt ist. Das ist hier und jetzt brauchbar, Ersatz für alles Abwesende. Alright, now –

Wüsten

Die Wüste des Jahres 2020 breitet sich hinter mir aus, in allen Dimensionen und Tiefen, omnipräsent in ihrer Leere und Auflösung, ihrer umfassenden metaphorischen Qualität. Die Wüste als Wunder, wenn sie in Stille betrachtet wird (auf dem Rücken liegend, in die Sterne blickend). Die Wüste als unendliche Belastung wenn sie durchquert werden muss. Mir ist die Wüste in Hotelzimmern begegnet und allein in meinem Bewusstsein, eine Wüste, die den Horizont auslöscht, die Himmel, Luft und Terrain in völliger Weite aufgehen lässt. Wüste als tief gesättigtes Gelb, die Farbe des Jahres 2020, Wüste als Myriade geschmolzener Glaspartikel. Wüste als disproportionale Leere, als ein Innehalten allen Momentums, in Zeit und Raum.

Das Jahr begann zwischen Wüste und Meer in Südamerika und Agafay, fulminant und voller Neuheit und Optimismus, eine Welt entfernt vom hier und jetzt. Ich hörte die Messerplatte in einem Zug von Casablanca und wenig später Monira Al-Qadiri, wie sie mit Holy Quarter alles in diesem Jahr beschrieb. Ich las Dune und war eingehüllt im warmen Nebel am Meer bei Espinho, alle Zukunft diffus und soft, aber entschieden hier. Das traf auf die Katharsis in den Straßen von Paris, du musst dein Leben ändern, auf Kiko’s Show und kurze Zeit später Performa mit Anne und der Abend danach mit allen, we’re not lovers, we’re here to serve you. Full stop. Ein schnelles Jahr ein langsames Jahr. Ein Jahr Grundlagenarbeit und subkutane Energie und das Wissen um den Erhaltungssatz. Die Entscheidungen sind gefallen, nun wird gebaut. Musik im Jahr 2020.

Was ich in deinen Träumen suche/Ich suche nichts/Ich räume auf

Winter

Frühling

Sommer

Herbst

Winter

Sets

Neue Texte zum Thema MusikÄltere Texte zum Thema Musik